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Seifenblasen (4e Reichs-Kabarett)

Und Göbbels schrieb in diesen Tagen
In seinem Käseblatt :
Nein Deutschland braucht nicht zu verzagen,
Die Feinde kriegen uns nicht weich

Es wäre beinah’ schief gegangen,
Ja, es war wirklich, wie es war
Und Mussolini saß gefangen
Die Niederlage war schon klar,

Da kam plötzlich die große Wendung,
Benito haben wir befreit,
Und er erfüllt jetzt seine Sendung
Und ruft Italiens Volk zum Streit.

Welch eine wunderbare Wandlung
Verändert ist die Lage jetzt
Zuschanden ward Badoglios Handlung
Die Alliierten sind entsetzt.

Ja, wir sind wieder froh und heiter
Und haben wieder frohen Mut,
Denn dieser Krieg geht lustig weiter.
Und lustig weiter fließt das Blut.

Es ist mal wieder gut gegangen
Wir sind noch immer obenan
Benito ist nicht mehr gefangen
Und ist nun gänzlich unser Mann.

Ja, heute kann man es wohl sagen,
Die vorige Woche war’s uns flau
Man konnt es fast nicht mehr ertragen.
Und sah die Zukunft schwärzlich grau.

Man sah den tiefen Abgrund gähnen,
An den der Führer uns gebracht,
Man konnte sich verloren wähnen
Nun ist es aus, hat man gedacht

Den Führer hörte man nicht sprechen
Er hielt sich so beklemmend stumm
Er konnte nicht sein Schweigen brechen
Und ängstlich war das Publikum.

Der Albdruck ist von uns genommen,
Ja, Gott sei Dank, es ist Oké,
Wir können heute vor uns kommen
Wie’n .

Und dass es diesmal gut gelaufen
Erfüllt uns mit der Zuversicht,
Auch muss man teuer ihn erkaufen,
Der Endsieg, er entgeht uns nicht

So kann aus einem Unglückskuchen
Der Bellachini Göbbels klug
‘ne kleine Glücksrosine suchen
Er legt darauf sein Taschentuch

Er murmelt seine Zaubersprüche
Von Blut und Boden, Lebensraum,
Der Dunst aus seiner Hexenküche
Hält Deutschlands Volk noch stets im Traum

Er sagt: Heil Hitler, Hakenkreuzchen
Und bombensicher ist der Sieg
Und deutsches Volk halt bloß dein Schnäuzchen
Und halte durch den Hitlerkrieg.

Dann nimmt er seine Glücksrosine
Er bläst sie auf mit seinem Mund
Und letzten Endes sieht sie wie’ne
Luftblase aus, glänzend und rund.

Die schöne große Seifenblase
Voll bunter Farbenphantasie
Hält er dem Volk unter die Nase,
Das sieht den Führer als Genie.

Und sieht wie schlecht die Zeit gewesen,
Und auch wie gut man es jetzt hat,
Die deutsche Rasse, auserlesen
Sie wird von Illusionen satt.

Doch die Ereignisse, sie rasen
Und manches Trugbild wird zerstört
Und Göbbels muss stets stärker blasen,
Er strengt sich an ganz unerhört.

Er überanstrengt sein Gehirne
Und denkt wie schaffe ich es bloß
Der Angstschweiß steht ihm auf der Stirne
Und er bläst weiter darauf los.

Doch es ist alles für die Katzen
Nicht aufzuhalten ist der Fall
Und eines Tages wird zerplatzen
Die Seifenblase mit ‘nem Knall.

Transkription: Thilo von Debschitz