2. Jahrgang, Nr. 52, Seite 11
2. Jahrgang, Nr. 52, Seite 12

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Die Ballade vom Wecker

120.000 deutsche Uhren wurden in Frankreich repariert
Vor zwei Jahren haben unsere Uhrmacher einen neuen Weg beschritten: die Reparaturverlagerung nach Frankreich. Die Uhren werden in Spezialkoffern nach Paris verschickt und von französischen Uhrmachern, die unter deutscher Anleitung arbeiten, instand gesetzt. – Köln. Ill., 22. Juni 1944

Es war ein deutsches Mädchen,
Das hatt’ ne Weckeruhr,
Doch lief das Uhrwerkrädchen
Unregelmäßig nur.

Denn dieser Wecker weckte
Stets zur verkehrten Zeit,
Das arme Kind erschreckte
Oft nachts von dem Geläut,

Wenn es noch schlafen wollte,
Hingegen blieb er stumm,
Sooft er wecken sollte,
Das nahm sie ihm sehr krumm.

Die Uhrmacher stehn heute,
So wie sich das gehört
Dem Führer treu zur Seite,
Zu Fuß, zu Tank, zu Pferd

Sind heute sie Soldaten
Und kämpfen für das Reich
Und tun in Heldentaten
Es allen andern gleich.

Das Mädchen, Fräulein Becker,
Tat letzten Endes dies,
Sie sandte ihren Wecker.
Zur Bessrung nach Paris.

Mit vielen deutschen Uhren
Kam er zur Seinestadt,
Die Uhrreparaturen
An Feder, Zeiger, Rad

Die sollen die Franzosen
Jetzt für die Deutschen tun,
Für solche Uhrwerkchosen
Hat man in Deutschland nun

Nicht mehr genügend Leute
Und nicht das Material,
Man schickt sie in die Weite,
Nach Frankreich allzumal.

Der Wecker ward wahrscheinlich
In Frankreich repariert,
Doch es ist schrecklich peinlich
Was damals ist passiert.

Paris ist heute wieder
Die Deutschen glücklich los,
Es singen frohe Lieder
Französin und Franzos.

Doch unser Fräulein Becker,
Die findet es sehr mies,
Sie trauert um den Wecker,
Denn der blieb in Paris.

Transkription: Thilo von Debschitz