2. Jahrgang, Nr. 60, Seite 10
2. Jahrgang, Nr. 60, Seite 11
2. Jahrgang, Nr. 60, Seite 12
2. Jahrgang, Nr. 60, Seite 13

Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Das Fußballspiel

Sporterinnerungen
Eines der sensationellsten Fußballspiele, das jemals in Twente ausgetragen wurden, war die Begegnung zwischen Sportclub Enschede und Ajax Amsterdam im Jahr 1936 um die niederländische Meisterschaft. Die Amsterdamer waren, wie üblich, begleitet von einer großen Anzahl von Fans, die unmittelbar nach ihrer Ankunft mit ihren weiß-roten Fahnen, Mützen und allem, was dazugehört, das Stadtbild von Enschede dominierten. Sie waren bereits im Vorfeld im Siegesrausch und fest von der Überlegenheit von Ajax überzeugt. Im Spiel sah es tatsächlich danach aus: Die Amsterdamer erkämpften sich eine Führung von zwei Toren, und fünf Minuten vor Schluss, als es immer noch 3-1 für Ajax stand, schien ein Sieg der Rot-Weißen mathematisch sicher. Siegeslieder erklangen, Fahnen wurden geschwenkt, auf den verschiedenen Tribünen wurde viel von der westlichen Überlegenheit gesprochen. Die Journalisten aus „Holland“ verließen bereits die Tribüne, um noch einen frühen Zug zu erwischen. Aber bevor sie in den Roesinghsbleekweg gelaufen waren, um in das bereitstehende Taxi zu steigen, erklang ein ohrenbetäubender Jubel: Sportclub hatte ein Tor erzielt. Nach diesem Tor waren die Ajacieden völlig überrumpelt, und noch bevor das Auto aus dem Westen losfuhr, stand es bereits unentschieden. Die rot-weißen Fahnen und die anderen Siegeszeichen verschwanden plötzlich, ebenso wie die laute Stimmung der Hauptstädter. Die Angst schnürte den Ajax-Fans die Kehle zu, denn in den letzten Sekunden segelte ein hoher Ball von H. Veldkamp [in den Strafraum], während sich ein Knäuel von Spielern vor dem Amsterdamer Tor befand. Der Torwart griff daneben, aber der Ball flog quälend langsam genau über die Latte. Sofort ertönte das Schlusszeichen. Wie zahme Schafe schlichen die Ajax-Fans zum bereitstehenden Zug … – 14-11-44

Da war mal wo ein Fußballspiel,
Wo’s war, tut nichts zur Sache,
Die eine Mannschaft konnte viel,
Die andre war ’ne schwache

Die eine Mannschaft, hochberühmt,
Hat viele Siegerpunkte
Und viele dachten ganz bestimmt
Und mancher Kenner unkte

Die schwache Mannschaft kriegt gewiss
Kein Bein mehr auf die Erde,
Die starke Mannschaft, die hat Schmiss,
Gleich einer Büffelherde

Wird sie der schwachen Mannschaft Tor
Im Sturme überrennen
Mir ist bestimmt nicht bang davor,
Ihr werdets schon erkennen

Die stolze starke Mannschaft zählt
Gewaltig viele Gönner,
Die sicherlich kein Zweifel quält,
Denn diese braven Männer

Die brachten zu dem Spiele mit
Viel Flaggen und viel Fahnen
Und nach dem letzten Fußballtritt,
Das konnte man schon ahnen,

Dann würden sie mit einem
Die ruhmbedeckten Farben
Des zweifellosen Siegerklubs,
Die stets nur Ruhm erwarben

Mit Jubel und Hurrageschrei
Und mit viel Stolz entfalten
Denn das gehört nun mal dabei
Und wird stets so gehalten

Man sah die Starken mit Genuss,
Sie gingen ran wie Blücher
Und – fünf Minuten war’s vor Schluss
Da schien ihr Sieg totsicher

Und weil der Sieg totsicher schien
Entfalteten die Freunde
Die Fahnen und die Draperien,
Des starken Klubs Gemeinde

Hat applaudiert und sich gefreut;
Denn wie vorauszusehen
War wie von je auch wieder heut
Der Sieg den Koryphäen

Den Champions des Fußballspiels
Ganz zweifellos beschieden
Und voll des Siegerhochgefühls
War froh man und zufrieden.

Und doch war es noch viel zu früh,
Der Sieg ward nicht errungen,
Am Schluss des Spiels erkannten sie:
Man hat zu früh gesungen.

Die Schwachen holten mächtig auf
Und holten ein den Schaden
Verändert war des Spiels Verlauf,
Die stets mit Ruhm beladen

Erlitten nog [noch] zuguterletzt
‘Ne fürchterliche Schlappe,
Der Gönner Schar war sehr entsetzt,
Ihr Schreck war nicht von Pappe.

Man freute sich beim Fußballspiel
Zu sicher schon des Sieges
Und dieser Vorfall ähnelt viel
Auf den Verlauf des Krieges.

In ‘40 stand fürs Dritte Reich
Der Sieg ganz außer Frage,
Doch bleibt zum Schluss des Spiels für euch
Die deutsche Niederlage.

Transkription: Thilo von Debschitz