25. März 1944
Zur Einführung
Im ersten Gedicht dieser OWC-Ausgabe beschäftigt sich Curt Bloch mit dem Thema „Deutsche Gründlichkeit“. Diese seinen Landsleuten zugeschriebene Eigenschaft erstreckt sich nach Blochs Beobachtungen auch auf andere Bereiche, z. B. auf gründlichen Irrtum und gründliches Verbrechertum. Im Angesicht der Niederlage sei den Deutschen der Spaß gründlich vergangen, und nach Kriegsende wären sie „ganz gründlich kaputt“. – Auf der Detailseite kann man das Gedicht auch hören, vorgetragen vom Schauspieler Robert Dölle.
Curt Bloch befindet sich in Erwartung der großen alliierten Offensive. Doch zu ihrem Zeitpunkt finden sich in der Presse widersprüchliche Meldungen. In einer ausgeschnittenen Zeitungsnotiz wird das Kriegsende sogar erst im Jahr 1946 vermutet. Bloch wird ungeduldig, „denn das Unterdrückungsmanometer stieg in letzter Zeit zu stark an.“ Er sehnt das Ende der Tyrannei herbei, aber seine Befreiung wird weiter aufgeschoben. „Viele Fristen sind bereits verstrichen, schließlich wird man Fatalist …“
Die Nazi-Führung hat – so schildert es Curt Bloch – ihre Politik wie eine große deutsche Heldenoper inszeniert; zu ihren Protagonisten gehören Adolf Hitler als Götze, August von Mackensen als Nussknacker und Hermann Göring „mit glänzendem Mondgesicht“. Als Regisseur hinter der Bühne agiere Joseph Goebbels. Doch nun würde sich das Schauspiel im prächtigen Opernhaus unter den Linden als Schmierenkomödie entpuppen.
Die populärwissenschaftliche Monatszeitschrift „Koralle“ berichtet in einer Kurznotiz über eine innovative Form der Treibstoffproduktion in Deutschland. Diese erheitert Curt Bloch und inspiriert ihn zum Spottgedicht Listige Lösung. Es geht dabei um den Betrieb von Verkehrsmitteln durch Gase, die durch die Nutzung menschlicher Exkremente gewonnen werden. Methan aus städtischen Abwässern nutze man entsprechend als Ersatz für Benzin. Bloch vermutet, dass auch Panzer und Flugzeuge damit angetrieben werden könnten – auch wenn das eventuell zu Gestank führe. Er lästert: „Des Reiches Zukunft liegt in euren Därmen.“