14. Oktober 1944
Zur Einführung
In der griechischen Mythologie wurde Prometheus vom Himmelsherrscher Zeus für seine Rebellion bestraft: Man band den Titan an einen Felsen. Täglich kam ein Adler; dieser sollte Prometheus’ Leber fressen, die jedoch jede Nacht wieder nachwuchs. Dieses Martyrium sollte ewig dauern. Curt Bloch sieht eine Verwandtschaft, er fühlt sich wie der neue Prometheus. Seit „sechundzwanzig Monden“ – seit 26 Monaten – ist er gefangen im Versteck vor den Nationalsozialisten. Im Gedicht bringt er seine Verzweiflung und seinen Zorn zum Ausdruck. Sehnsüchtig wartet er auf die Befreier.
Frederik Willem van Vloten (1889–1970) war ein nationalsozialistischer Politiker in den Niederlanden, der als Direktor das Winterhilfswerk leitete. Als am „Döllen Dinsdig“ (Verrückten Dienstag), dem 5. September 1944, fälschlicherweise die Ankunft der Alliierten in den Niederlanden angekündigt wurde, ergriff van Vloten wie viele NSB-Angehörige die Flucht. Daraufhin wurde die Verantwortung über die Wohltätigkeitsorganisation in neue Hände gelegt. Curt Bloch kommentiert diese Ereignisse und stellt fest, dass sich die Winterhilfe in dieser Zeit im Auflösungsprozess befindet. Niemand wolle die Initiative der NSB noch unterstützen. Die „wahre Winterhilfe“ komme bald mit den amerikanischen Truppen …
Ein Zitat aus „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe bildet die Überschrift des dritten Gedichts. In „Die man rief, die Geister“ weist Curt Bloch darauf hin, dass das deutsche Volk Hitler zum „Nazigötzen“ gemacht und dabei nicht die möglichen Konsequenzen bedacht habe. „Erhebt man Mord zum Staatsprinzip, dann wird man schließlich selbst zertreten.“ Nun werde man „den Höllengeist“ nicht mehr los.
Durchhalteparolen des deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop (1893–1946) und des Aufklärungs- und Propagandaministers Joseph Goebbels (1897–1945) bezeichnet Curt Bloch als Sirenenklänge. Damit verweist er auf die griechische Mythologie, in der Sirenen eine wichtige Rolle spielten. Die gefährlichen Wesen betörten Seefahrer mit ihrem Gesang und lockten sie dadurch in den Tod. Bloch fragt sich, ob das ausgezehrte deutsche Volk den Nazi-Sprüchen überhaupt noch glaube und die Kraft zum Kämpfen habe – oder ob es den Kriegseinsatz nun nicht einfach beende.
Mit einer weiteren Referenz an die griechische Mythologie schließt das Gedicht Ach wäre Deutschland nicht so dumm. Denn das Land gleiche jetzt, so schreibt Curt Bloch, dem Tartarus – dem Strafort der Unterwelt. Wäre man klüger gewesen, dann hätte Adolf Hitler gar nicht erst die Macht übernehmen können. Doch nun versinke das Reich in Schutt, und man werde mit dem Führer zugrundegehen.