1. Jahrgang, Nr. 14, Seite 5
1. Jahrgang, Nr. 14, Seite 6

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„Baumeltag“

Man spricht so viel vom „Tag des Beils“,
Dem Tag der strengen Bestrafung,
An dem man ohne Gnade straft
Verräter, Moffen-Knechte.

Und man erwartet ungeduldig
Den Tag, an dem man die „Helden“
Ihre schwere Schuld begleichen lässt
Und all das Böse vergilt.

Ich jedoch habe mich gefragt,
Ist der „Tag des Beils“ vonnöten,
Und fand für mich so ganz erfolgreich
Eine andere Vorgehensweise.

Ich bin vielleicht etwas zu menschlich,
Kann Blut weder sehen noch riechen,
Und würde, wenn es nötig wäre,
Das Beil nicht gerne verwenden.

So habe ich mir mit Verstand
Eine humanisierte Strafe überlegt,
Eine Strafe, unblutig, aber mit Kraft,
Abschreckend und voller Lehren.

Wir werden, nachdem der Krieg vorbei,
Alle Faschisten fangen,
Und sie dann, luftig und frei,
An Bäumen aufhängen.

Den „Tag der Abhängigkeit“
Werden wir diesen Tag nennen,
Sie „hängen ab“, wir sind erfreut,
Warum sollte man das verbergen.

Der Tag des Rechts, der Tag der Strafe,
Der Tag unserer Träume,
Die Landesverräter hängen ab
In Wäldern von den Bäumen.

Und jeder zeigt ein fröhliches Lächeln,
Und jeder ist zufrieden,
Statt „Beil-“ nennen wir es „Baumel“-Tag,
Das Blutbad wird vermieden.

Leider geht der Plan nicht auf,
Die Abrechnung wird nicht klappen,
Denn es fehlt ein riesiges Seil,
Das Tau für all diese Stricke.

Lektorat: Kurt Gerhard Funke