2. Jahrgang, Nr. 13, Seite 5
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Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

In Erwartung

Der deutsche Konteradmiral Gadow beschäftigt sich in der D.A.Z. mit einer Betrachtung über die kommende Invasion mit dem Titel „Vor dem Sturm“, und in vielerlei Hinsicht verdient seine Betrachtung Beachtung. Obwohl vieles von den Ankündigungen der Alliierten, wie der Autor darlegt, zur psychologischen Kriegsführung gehört, besteht kein Zweifel an der Angriffslust der Feinde Deutschlands. – 15-2-44

Churchill erklärte im Unterhaus, dass die englisch-amerikanischen Luftangriffe jetzt als „Hauptoffensive“ der Alliierten angesehen werden müssten. Im Frühjahr und Sommer dieses Jahres werden diese Angriffe auf Deutschland noch heftiger sein. Diese Erklärung zieht insofern Aufmerksamkeit auf sich, als laut diesen Worten die Entscheidung keineswegs unmittelbar bevorstehe! Churchill widerspricht somit seiner kürzlich in den Gängen des Unterhauses abgelegten Aussage, dass die größten militärischen Operationen der Weltgeschichte noch vor dem Monat März erwartet werden könnten. – 23-2-44

Auch hat er – Churchill – niemals eine Garantie gegeben, dass das Jahr 1944 das Ende des europäischen Krieges bringen würde. In dieser Hinsicht hat er auch nie eine entsprechende Erwartung zum Ausdruck gebracht. – 23-2-44

Der Zeitpunkt der Invasion rückt näher.
Reichsminister Dr. Goebbels behandelt im Wochenblatt „Das Reich“ das Risiko der Invasion unter der Überschrift „Die Kraft starker Herzen“. Der Minister schreibt unter anderem:
„Der Zeitpunkt, den die anglo-amerikanische Kriegsführung für die Invasion auf dem Westeuropäischen Kontinent festgelegt hat, rückt näher. – 25-2-1944

Krieg bis 1945 …
„Associated Press“ verbreitet einen Kommentar aus Washington über Churchills Rede im Unterhaus. Darin wird unter anderem gesagt, dass die Meinung von Churchill in militärischen Marinekreisen in Washington geteilt wird, dass der europäische Krieg bis zum Jahr 1945 andauern könnte.

Invasion in drei oder vier Monaten?
Die C.D. meldet aus Lissabon: Howe, der Minister für Munition, soll laut Reuter im kanadischen Unterhaus angegeben haben, dass die europäische Invasion innerhalb von drei oder vier Monaten stattfinden würde. In diesem Zusammenhang habe die kanadische Regierung zahlreiche Telegramme aus Großbritannien erhalten, in denen auf sofortige Bereitstellung des benötigten Schiffraums gedrängt wird. – 29-2-44

Die meisten dachten, dass der Krieg in Europa im Sommer dieses Jahres beendet sein würde, und nun sprechen die Pessimisten in den Vereinigten Staaten bereits von 1946. – 4-3-44

Voll Spannung warten wir nun alle
Auf das, was bald geschieht.
Die Tyrannen werden fallen,
Das kommt bestimmt, ob früh, ob spät.

Ja früher soll es sein, nicht später,
Dann sollen sie von hier verschwinden.
Das Unterdrückungs-Manometer
Stieg bis zum Anschlag, wie wir finden.

Liest man, die Briten sind bald hier,
Dann können wir uns plötzlich freuen,
Und voller Hoffnung träumen wir,
Dass sie uns bald befreien.

Wenn doch, so hört man Churchill sagen,
Vorerst nur Bomben fallen sollen,
Dann möchte man ihn fast erschlagen,
Weil wir viel mehr noch von ihm wollen.

Man will nach jahrelanger Pein,
Dass er die zweite Front errichtet,
Das lang Gelobte trete ein,
Wie er sich damals hat verpflichtet.

Und die Zeit, sie geht vorbei,
Und die Befreiung scheint vertagt.
Ist man in England wasserscheu?
Es sieht so aus, wenn man uns fragt.

Man grübelt und man diskutiert,
Bleibt denn der britische Löwe fern?
Ist er vom Winter irritiert,
Hat Kälte und den Schnee nicht gern?

Oder sind sie noch nicht erholt
Von jener Landung dort in Dieppe?
Oder hat man uns verkohlt,
Und die zweite Front ist Nepp?

Dem Göbbels möcht’ ich glauben hier,
Denn er erwartet es in kurzer Zeit.
Was er da schreibt, das wünsch ich mir,
Nicht das, was man woanders schreibt.

Wird man bald Landungstruppen schicken?
Fallen bald Alligatoren ein?
Oder wird’s erst ‘45 glücken,
Laut „Associated Press” kann’s sein.

Zieht sich’s noch Jahre, Wochen hin?
Man fragt es sich, wenn man’s nur wüsst’!
Verstrichen ist schon manch’ Termin,
Zum Schluss wird man noch Fatalist …

Übersetzung: Günther Reinhold