2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 8
2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 9
2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 10

Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Wisst ihr’s noch?

(Zum Umschlagbild)

Wisst ihr’s noch, ihr im Saargebiet
Ihr sangt froh das Horst Wessellied,
Ihr sangt es froh, ihr sangt es fleißig,
Es war im Jahre fünfunddreißig

Ihr wolltet „heim“ ins Dritte Reich
Und alles andre war euch gleich
Freudig krocht ihr auf Adolfs Leim
Die Saar kehrt heim, die Saar kehrt heim.

Wisst ihr es noch in Linz und Wien
Wie froh empfingt ihr damals ihn
Den gottgesandten deutschen Führer,
Man hätte damals sich in schierer

Freude beinahe umgebracht
„Siegheil“ schrie man bei Tag und Nacht
Und alles war so wunderschön,
Ihr wolltet euren Führer sehn.

Und ihr, wisst ihrs in den Sudeten
Noch wie ihr folgtet den Propheten,
Die Adolf Hitler euch gesandt?
Und deutsch ward das Sudetenland.

Wie fühltet ihr euch als Germanen
Und freutet euch der neuen Fahnen
Als Adolfs Truppen rückten ein,
Wie war es schön, wie war es fein.

Ihr habt die Truppen froh empfangen
Vor Freude glühten eure Wangen
Vorbei die Zeit von Schmach und Schande,
Mit mancher Flagge und Girlande

Habt eure Häuser ihr geschmückt
Und wart entzückt und wart beglückt
Und dann kam Prag und Memel, Danzig
Und alles weitere, das fand sich

Es war ein großer Siegestrubel
Und eitel Freude, eitel Jubel,
Wie prächtig war es damals doch
Wisst ihr’s noch? Wisst ihr’s noch?

Doch habt ihr auch mal dran gedacht,
Ihr habt gejubelt und gelacht
Und viele andere Völker weinten,
Weil eure Naziführer meinten,

Nur Deutschland habe Recht auf Leben,
Kein andres Volk der Welt daneben.
Und ihr? Ihr habt ihnen geglaubt,
Ihr habt geplündert, habt geraubt,

Ihr habt so manches Glück zertreten
Im Auftrage eures Propheten,
Es kam euch gar nicht darauf an,
Ihr wart in seinem Zauberbann

Und nun möchtet ihr gern zurück
Ihr habt genug vom Hitlerglück,
Ihr seid nun nicht mehr hitlertoll,
Ihr habt die Nase gründlich voll

Und bangt, wie wird es euch ergehen?
Einst wolltet ihr den Führer sehen
Doch heute fändet ihr es schön,
Hättet ihr ihn niemals gesehn.

 

 

[Lesung: Markus Scheumann]

Transkription: Thilo von Debschitz