2. Jahrgang, Nr. 20, Seite 2
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2. Jahrgang, Nr. 20, Seite 4

Titelseite / Einführung

Das deutsche Kulturleben im Jahr 1944

Signal.
Das Unzerstörbare.
Als Dante Student war, saßen die Zuhörer an der Pariser Universität auf Strohhaufen unter freiem Himmel. Mit vielen deutschen Studenten ist das heute auch der Fall. Viele Vorlesungen finden in Kellern statt. Die Hamburger Oper tritt in Operettentheatern oder Scheunen auf. Die berühmtesten Theatergruppen treten in ländlichen Tanzsälen auf. Das Berliner Gesangskonservatorium ist in einem Café untergebracht. Laboratorien sind zerstört, aber die wissenschaftlichen Forschungen gehen weiter. Viele Musiker der Philharmonie haben ihre Fracks und Fliegen verloren, aber sie spielen inmitten der Trümmer in Jacketts, und Mozart und Beethoven sind nicht weniger eindrucksvoll. „Ich lebe noch, wohne im Theater, Damen-Garderobe“, schrieb die Berliner Schauspielerin Gretl Schörg an die Tür ihres ausgebrannten Hauses. Die neue Ausgabe von Signal (mit Léon Degrelle auf dem Titelblatt) illustriert mit 21 fesselnden Fotos diese Tatsachen, die zeigen, wie Phosphor und Sprengstoff viel zerstören können, aber nicht den Kulturwillen eines Volkes, für das Kultur keine leere Zivilisationsform oder gesellschaftliche Mode ist, sondern die höchste Offenbarung des eigenen Wesens. Man kann einem Volk viel nehmen, aber nicht seine Seele. – 24-4-44

Die neueste deutsche Errungenschaft ist:
Vorlesungen im Freien,
Denn um Gebäude steht es schlecht,
Mancher Professor flüchtete

Mit seinen Zuhörern in den Wald
Und er doziert dort seine Lehre,
Und die Studenten auf dem Moos
Hoffen heute nur auf gutes Wetter.

Von mancher Universität
Ist nur noch ein Haufen Staub übrig,
Die Wissenschaft dieser Zeit,
Die Wissenschaft des Hakenkreuzes

Wird jetzt in Kellern beliebt
Und gierig lauscht Deutschlands Jugend,
Und sie zeigt sich vollkommen unverdrossen,
Im Gegenteil, sie ist erfreut.

Die Oper spielt in einer Scheune,
Die Stars in einem Bauernhemd
Spielen ihre Rolle mit Feuer und Flamme,
Das ländliche Publikum ist baff erstaunt.

Die Lage schien kritisch,
Aber es ging trotzdem gut aus,
Die Akademie für Musik
Gibt Unterricht in einem Café.

Laboratorien sind zerstört,
Ihre Forschung geht jedoch weiter,
Man ist voller Lebensmut,
Auch wenn es nicht besonders gut aussieht.

Weil ihre Fracks und Fliegen
Durch Bombenangriffe genommen wurden,
Gibt man in Jacketts und Regenmänteln
Sein Konzert auf einem Trümmerhaufen.

Und eine Schauspielerin schlägt ihr Zelt
In der Damengarderobe auf,
Nicht so luxuriös wie sie es gewohnt ist,
Aber mutig trägt sie diese Last.

Und wenn man es liest, schüttelt man den Kopf,
So schlimm hätte man es nicht gedacht,
Von allem sind sie beraubt,
So weit hat Hitler sie gebracht.

Lektorat: Thilo von Debschitz