10.6.1944, 2. Jahrgang, Nr. 24, Seite 14
10.6.1944, 2. Jahrgang, Nr. 24, Seite 15
10.6.1944, 2. Jahrgang, Nr. 24, Seite 16
10.6.1944, 2. Jahrgang, Nr. 24, Seite 17

Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Was uns nicht zerbricht, macht uns stärker

Wie lange lasst ihr euch noch äffen
Von dem Geschrei der Nazibrut,
Die Schläge, die euch heute träfen,
Die schaden nichts, die täten gut.

Die Bomben machen Deutschland kräftig,
Sie machen stark uns bis ins Mark
Und fallen sie dreimal so heftig,
Dann werden wir dreimal so stark.

Wir lassen uns nicht unterkriegen
Trotz allem, allem was geschieht,
Wir machen weiter, bis wir siegen,
Und werden nimmer kampfesmüd!

Der Nährwert jeder Niederlage
Für die Moral sei ganz enorm
Und wenn man sie nur ruhig trage,
Dann käme man ganz groß in Form.

So manches Naziammenmärchen
Wird von den Bonzen euch erzählt,
Krümmt euch der Feind auch manches Härchen,
Ihr werdet dadurch nur gestählt

Es sei kein Nachteil, doch von Nutzen
Beteuert man mit manchem Schwur
Und hälfe euch dem Feind zu trutzen
Und sei die reinste Kräftigungskur

Die Schlappe sei die Vorbereitung
Für den zukünftigen Erfolg
Verkündigt heut die Nazileitung,
Bei manchem von euch wird wohl solch

Verrenkter Schwindel nicht verfangen,
Weil er ihn noch von früher kennt,
Auch ‘18 ist es so gegangen
Und war es Deutsches Reichspatent.

Auch ‘18 war es bald vorüber
Und euch erging es damals schlecht,
Der Jude Rabbi ben Akiba,
Obwohl er Jude, hatte recht:

„‘s ist alles schon mal dagewesen!“
Doch was ich nicht begreifen kann:
Ihr könnt den gleichen Schwindel lesen
Wie einst und glaubt noch immer dran.

Das Wort „Volk steh auf! Sturm, brech los!“ hatte nicht umsonst geklungen. Und ebenso wenig das von dem Führer zitierte Wort von Nietzsche: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!“ Unter dem Dröhnen der Bombenexplosionen, inmitten des Geheuls der Phosphorflammen und beim Hören ernster Berichte wurde dieses Volk von Tag zu Tag härter und widerstandsfähiger, entschlossener und fanatischer. Der „Objektivitätsfimmel“ wich dem Hass gegen den grausamen Feind und dem Wunsch nach Vergeltung. Nie war das Bewusstsein, dass es neben Siegen oder Sterben keine dritte Möglichkeit gibt, an der Front und im Vaterland so lebendig. Nie war das Volk weiter von Kapitulationsgedanken entfernt als jetzt. Wir selbst haben uns im vergangenen Jahr dreimal in verschiedenen Teilen des Reiches aufgehalten und diese Tatsachen, die von allen unvoreingenommenen Beobachtern bestätigt werden, auch selbst erlebt. 1943 wurde nicht zu einem 1918, wie es die feindliche Propaganda vorhergesagt hatte. – 31/12 43

Transkription: Thilo von Debschitz