2. Jahrgang, Nr. 32, Seite 2
2. Jahrgang, Nr. 32, Seite 3

Titelseite / Einführung

20. Juli 1944

Neben Propagandaphrasen
Kommen aus der deutschen Küche
Eigenartige Gerüche
Und wir rümpfen unsre Nasen,

Denken an den Staat der Dänen,
Von dem Hamlet hat gesprochen,
Wo es ebenfalls in jenen
Zeiten hat sehr faul gerochen.

Von der vielgerühmten Einheit
Kriegt man eine neue Lesung,
Sie entpuppt sich als ein Schein heut,
Wirklichkeit ist die Verwesung.

Niemand glaubt, dass er’s Vertrauen
Und des Volkes Liebe hätte,
Adolf Hitler kann nur bauen
Auf die Macht der Bajonette

Der SS und der Gestapo,
Wieder mordet man sehr fleißig,
Man erlebt heut ein Da Capo
Jener Nacht von ‘34.

Wieder müssen Köpfe rollen.
Offizieren, Generälen,
Die nicht so wie Hitler wollen,
Jagt man aus dem Leib die Seelen.

Man führt seinen Krieg im Westen,
Man führt seinen Krieg im Osten
Und im Süden steht mit Resten
Noch der Kesselring auf Posten.

Krieg nach außen und nach innen
Hitlerhass und wilde Gärung
Und man spottet der Erschwerung
Und will noch den Krieg gewinnen

Ich muss sagen, recht verschwommen
Ist die deutsche Volksgemeinschaft,
Ein paar Nazis ausgenommen
Seh ich nichts als Hitlerfeindschaft.

 

 

[Lesung: Raphael Dwinger]

Transkription: Thilo von Debschitz