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Monolog des Duce

(zum Jahrestage des Badoglioputsches, 25. Juli 1943)

Rom, 26. Juli (DNB)
Mussolini ist abgetreten. Der König-Kaiser hat Marschall Pietro Badoglio zu seinem Nachfolger ernannt.

Ein Jahr verging seit meinem Falle,
Ein nicht besonders schönes Jahr,
Ich sehe heute, bald ist’s alle,
Das ist ganz sonnenklar.

Der Führer ließ mich zwar erlösen,
Doch scheint es mir in meinem Sinn,
Dass heute ich nach wahrstem Wesen
Adolfs Gefangner bin.

Ich spiel nicht mehr die große Rolle,
Ich bin heut einfacher Statist,
Wenn ich ihm nicht Gehorsam zolle,
Wirft man mich auf den Mist.

Ich bin politisches Alteisen
Und meine Zeit ist längst vorbei,
Einst wollte ich die Welt verspeisen
Und machte viel Geschrei

Und hatte große Ambitionen,
Ich war der Götze meiner Zeit
Und spielt’ mit Ländern und mit Kronen,
Dies Spiel hat mich erfreut.

Wie andre Männer Kegel spielen,
So hab ich mit dem Krieg gespielt,
Wenn auch Italiens Söhne fielen,
Ich hab mich wohl gefühlt.

Und heut bin ich ein kleiner Bauer
In Adolf Hitlers Schachpartie,
Dies Spiel ist nur noch kurz von Dauer
Und er gewinnt es nie.

Er kriegt stets weniger Figuren
Und immer kleiner wird sein Feld
Und trotz des Unterganges Spuren
Tut er, als ob er’s hält.

Doch ich bin heut voll Pessimismus,
Das kommt: Ich fühle und ich seh,
Das Hakenkreuz und der Faschismus
Sind endgültig passeh.

Die Achsenmächte sind Verlierer
Und rasend geht’s bergab,
Zukunft für mich und für den Führer
Birgt heute nur – das Grab.

Transkription: Thilo von Debschitz