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Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Gespräch mit Benesch

Man kriegt es nicht so schrecklich leicht,
Ein Interview mit Benesch,
Jedoch ich hab es jüngst erreicht,
Wenn ich so etwas manage,

Dann komm ich auch zu meinem Ziel,
Herr Benesch ließ sich sprechen
Und ich ging mit ‘nem Hochgefühl
Zu diesem großen Tschechen.

Er saß in seiner Bibliothek,
Da ist es still und friedlich
Und sagte: Lieber Breedenbeek,
Machen Sie’s sich gemütlich

Hier steht ein Sessel, recht bequem
Und hier steht noch ein Kissen
Nun machen Sie sichs angenehm,
Was wolln Sie von mir wissen?

Wann gehen sie zurück nach Prag?
Woll’n Sie mir das erzählen?
Am liebsten ging ich heut am Tag,
Das will ich nicht verhehlen,

Doch hängt das von den Russen ab,
Wie schnell die weiterrücken,
Gings weiter in dem gleichen Trab,
Würd’ mich das sehr entzücken.

Denn dann verließe Doktor Frick
Sehr bald die Hradschinmauern,
Er weiß schon heut, sein deutsches Glück,
Wird nicht mehr lange dauern.

Mein Prag ist nicht der rechte Ort
Für Nazifunktionäre,
Neurath und Heydrich mussten fort
Aus dieser Atmosphäre

Dem Heydrich ward das Lebenslicht
Von Tschechen ausgeblasen,
Dem Tschechenvolke passte nicht
Heydrichs Gestaporasen

Daluege wird sich ebenfalls
Nicht allzu sicher fühlen,
Er fasst sich oftmals an den Hals,
Er weiß, der Tschechen Mühlen,

Die mahlen langsam, aber fein,
Manch Tscheche denkt: Daluege,
Einst wird der Tag der Rache sein
Und weh, wenn ich dich kriege.

Herr Breedenbeek raucht nicht? Ei, ei,
Vielleicht ‘nen Whisky Soda?
Da sag ich ja, ich bin so frei,
Nun frag ich: Wird die Skoda-

Fabrik auch weiter nach dem Sieg
Nur Waffen produzieren,
Kanonen für den nächsten Krieg,
Den man demnächst wird führen?

Herr Breedenbeek, ist Hitler weg,
Dann wird die Luft gereinigt,
Die Waffenhändler haben Pech,
Die Welt ist dann geeinigt

Denn sowohl meine Wenigkeit
Wie Stalin und auch Eden,
Die sorgen für ‘ne neue Zeit
Und für ‘nen Dauerfrieden.

Herr Benesch, ich bin sehr erfreut
Solch Standpunkt zu vernehmen
Und freute mich, wenn Sie noch heut
Zurück zum Hradschin kämen.

Doch brauchen Sie nicht lange mehr
Sich im Exil zu placken,
Gar schnell rückt vor das Russenheer,
Beginnen Sie zu packen.

Der Russenvormarsch lässt nicht nach,
Drum sag ich Ihnen leise:
Bald können Sie zurück, nach Prag,
Und ich wünsch
Gute Reise!

Transkription: Thilo von Debschitz