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Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Die Gläubigen

Der Kommandant der brennenden Festung Brest teilte in einem Telegramm mit: „Mein Führer, wiederholte Forderungen zur Kapitulation abgelehnt. Der Kampf hat seinen Höhepunkt erreicht. Durch große Übermacht des Feindes wurden die Festungsanlagen zerstört. Der Rest der Besatzung kämpft auf den Trümmern der Stadt, treu dem Eid auf die Flagge bis zum äußersten weiter“. – 16-9

Es zeigt sich heut ein andres Bild
Als wie die Nazis euch versprachen,
Der Zukunftstraum ist nicht erfüllt,
Stattdessen seht ihr heut bei Aachen,

Der alten deutschen Kaiserstadt,
Die deutsche Grenze überschritten,
Und scheinbar habt ihrs noch nicht satt
Und stets noch nicht genug gelitten.

Noch immer sind der Hitlerwahn
Und die Begeistrung nicht zu dämpfen
Und bricht sich die Vernunft nicht Bahn,
Man sieht euch eifrig weiterkämpfen,

In Nord und Süd, in Ost und West
Springt ihr für Hitler in die Bresche,
Ihr kämpft bei Warschau und bei Brest,
Wascht Hitlers

Vollkommen sinnlos, ohne Zweck
Doch wascht ihr weiter, standhaft, trutzig,
Und seht nicht ein: der Nazidreck
Ist viel zu unrein und zu schmutzig.

Ihr kriecht vor Hitler auf dem Bauch
Und lasst euch willig für ihn töten
Und bis zum letzten Atemhauch
Seht ihr in ihm den Reichspropheten.

Der aufgeblasne Gummimann
Beginnt ganz lächerlich zu schrumpfen,
Doch ihr steht immer noch im Bann
Von längst entschwundenen Triumphen,

Die, wenn man sie genau besieht,
Doch wirklich keine Wunder waren,
Wie lächerlich klingt heut das Lied:

Wie lächerlich klingt heut der Spruch:
„Groß-Deutschland siegt auf allen Fronten“,
Denn man sieht heute klar genug,
Dass es die Nazis doch nicht konnten.

Und dennoch zeigt ihr euch bereit,
Um weiterhin für sie zu sterben,
Euch bindet heut ein Wahnsinnseid
Und ihr geht gerne ins Verderben

Für den, der immer treulos war
Und kein Versprechen hat gehalten,
Die Wahrheit wird euch niemals klar,
Ihr lasst ihn gläubig weiterwalten.

Bei euch ist scheinbar alles gleich,
Schlägt es auch unbarmherzig zwölfe,
Glaubt doch ihr, dass dem Dritten Reich
Und Hitler noch ein Wunder helfe.

Transkription: Thilo von Debschitz