Ciano und andere zum Tode verurteilt
11-1-1944
Seit dem 8. Januar fand im Schloss Vecchio in Verona der Prozess vor dem besonderen Gerichtshof gegen die Unterzeichner der von Grandi verfassten Motion für die Versammlung des Großen Faschistischen Rates statt, die zu den bekannten Ereignissen vom 25. Juli 1943 geführt hat. Mit Ausnahme von Cianetti, der 30 Jahre Zwangsarbeit erhielt, wurden alle Angeklagten zum Tode verurteilt. Von den 18 Todesurteilen wurden 13 in Abwesenheit der Angeklagten ausgesprochen. Die fünf anwesenden zum Tode verurteilten Personen sind Mussolinis Schwiegersohn Ciano, De Bono, Marinelli, Pareschi und Gotthardi.
12-1-44
Todesurteile an Ciano und anderen vollstreckt
Das Todesurteil des besonderen Gerichtshofs in Verona, der über Mitglieder des Großen Faschistischen Rates urteilen musste, wurde am Dienstagmorgen kurz nach 9 Uhr durch Erschießung an De Bono, Ciano, Gottardi, Marinelli und Pareschi vollstreckt.
Verräter des Duce vor Gericht gestellt.
Graf Ciano, der Schwiegersohn des Duce, Marschall De Bono, einer von Mussolinis ältesten Mitarbeitern, und drei weitere standen persönlich vor Gericht. Sie wurden kurz nach der Verkündung des Urteils hingerichtet. Die anderen wurden in Abwesenheit verurteilt. Obwohl De Bono in den Jahren des Aufstiegs von Mussolini besonders auffällig war, stand Ciano in den letzten Jahren als italienischer Außenminister im Rampenlicht. Das Gericht ließ sich jedoch durch den Klang ihrer Namen nicht von einem Todesurteil abhalten. Die Angeklagten leugneten ihre Schuld. Sie erklärten, sie hätten nur eine Regierung mit breiterer Basis gewollt. Dennoch befanden die Richter, dass sie sich des Hochverrats schuldig gemacht und dem Feind eine günstige militärische Position verschafft hätten. Als die Richter das Urteil verkünden wollten, wurde Luftalarm ausgelöst. Kaum war jedoch das Signal zur Entwarnung ertönt, fiel das Urteil. Die Angeklagten erblassten, offensichtlich hatten sie dies nicht erwartet. Noch am selben Tag wurde ihre Bitte um Gnade an Mussolini übermittelt. Der Duce blieb jedoch unerbittlich. Am nächsten Morgen wurde das Urteil vollstreckt. – 13-1-44
Mussolinis Revolution
Frisst die eignen Kinder,
Ja, ich seh’ den Duce schon
Heute im Cylinder,
Weil der eigne Schwiegersohn
Galeazo Ciano,
Dem er gab die Grafenkron,
Kriegt die Guillotano.
Nein, er starb nicht unterm Beil
Er ist totgeschossen,
Zu des Schwiegervaters Heil
Wurde es beschlossen
Seines Töchterleins Gemahl
Ließ er schnöd ermorden,
Ciano traf der Rache Strahl,
Wittib nun geworden
Klagt des Duce Töchterlein,
Ruft: O Sole mio,
Hätt’ ich nicht ein Herz von Stein,
Wenn ich das verzieho?
Pa und Tochter zieren heut
Die Begräbniskutsche,
Kind, es tut mir furchtbar leid,
Sagt voll Gram der Duce.
Und er kratzt verlegen nun
Sich auf seiner Glatza:
Leider konnte ich nichts tun
Für den Galeaza:
Ja, gemeinhin ist man wohl
Auf der Welt am Zittern
Und des bleichen Schreckens voll
Vor den Schwiegermüttern
Doch bei uns war das nicht so,
Zwischen deiner Mutter
Und dem Grafen Ciano
War’s in braunster Butter.
Wenn jemand so ganz allein
Es beguckt, dann hat er
Den Gedanken, ich sei ein
Rabenschwiegervater.
Kind, ich schlug dein Eheglück
Wirklich nicht in Scherben,
Doch ich konnte nicht zurück,
Ciano musste sterben.
Amnestie hätte gewährt
Gerne ich ihm gnädig,
Aber Adolf hat erklärt,
Duce, untersteh dich.
Hitler versteht keinen Scherz,
Hat mir’s streng verboten,
Drum gehört zu meinen Schmerz
Ciano zu den Toten.
Transkription: Thilo von Debschitz