2. Jahrgang, Nr. 8

Zur Einführung

In seinem Gedicht Veränderung kommentiert Curt Bloch Presseberichte zu den Luftangriffen auf Berlin. In der ersten Meldung von 1941 wurde behauptet, die Angriffe seien „völlig gescheitert“, vier aktuelle lassen dagegen auf verheerende Bombenschäden schließen. Bloch stellt sich vor, dass es dem Korrespondenten damals in Berlin noch „gewaltig gut“ gegangen sei; inzwischen gehöre er aber selbst zu den Ausgebombten, denn die Royal Air Force komme fast täglich vorbei und arbeite „treu und pflichtbewusst“. Er ist sich sicher, dass „Mofrika“ – wie die besetzten Niederländer Deutschland nennen – zum Teufel geht und die Moffen bald vertrieben werden.

Curt Blochs Inspiration für den Liedtext Churchill ist ein Trunkenbold war eine Pressenotiz, in dem der deutsche Sieg für sicher erklärt und die Führer der Alliierten verunglimpft wurden. Bloch macht daraus einen Spott-Refrain: „Churchill ist ein Trunkenbold, Roosevelt ist verrückt, Josef Stalin ist Sadist, aber Hitler ohne Makel.“

In seinem langen Gedicht Frauenautarkie entlarvt Curt Bloch den Widerspruch zwischen dem nationalsozialistischen Frauenbild und ihrer Lebensrealität in Kriegszeiten. Nachdem die Frauen zunächst aus dem öffentlichen Leben entfernt und in die Küche verbannt worden waren, mussten sie nun für die fehlenden Männer einspringen. Ein eingeklebter Zeitungsausschnitt stellt „die schwarze Erika“ vor, die Ehefrau eines an der Front kämpfenden Schornsteinfegers. Für Bloch ist klar, dass die neue Unabhängigkeit der Frauen nur umständehalber geduldet wird, und nur so lange „autarkisch sie auch Kinder produzieren“.

In Das dementierte Dementi analysiert Curt Bloch die Widersprüche zwischen Pressemeldungen über das Verhalten der Deutschen an der Ostfront. Als der russische Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (1890–1986) der Wehrmacht Zerstörungswut und Gräueltaten zur Last legte, wurden die Vorwürfe entschieden dementiert. Eineinhalb Jahre später rühmten sich die Deutschen damit, den Sowjets nur verbrannte Erde hinterlassen zu haben. „Die Propagandakatze miaut nun ein ganz anderes Lied“, höhnt Bloch, „jetzt ist es eine Lüge, später ist es wahr, aber irgendwann sei es vorbei.“