BERLIN, 1. Februar. In den härtesten Tagen des Krieges läuft der Film „Kolberg“ in der deutschen Atlantikfestung La Rochelle und in Berlin an. Ein Dokument heldischer Tapferkeit aus Preußens schwerster Zeit. In seiner gleichnishaften Bedeutung geht dieser Film alle Deutschen an und es liegt nahe, Parallelen zu ziehen. Während Generationen vor uns das tiefste Verständnis für das Schicksal der Menschen von Kohlberg notwendig fehlen musste, können wir sie verstehen und – das ist entscheidend für die gegenwärtige Lage der Festung Deutschland – auch vor ihnen bestehen. Auch unsere Zeit ist reich an Führern wie Gneisenau und Schiller und besitzt zahllose Volksgenossen, die, wie Nettelbeck und die Kolberger Bürger und Bauern, ihr Hab und Gut dem Vaterland opfern. Auch unsere Frauen haben wie jene aus Kolberg schwerstes Leid und bleiben standhaft in Flammen und Rauch beim Verlust des heimischen Herdes bei Nachrichten vom Heldentod der Männer und Söhne. So manche deutsche Stadt kann würdig zugleich mit dem heldenhaften Kolberg genannt werden, dessen Name durch die trostlose Zeit von Preußens Erniedrigung leuchtet und der Stern war, der aus Schutt und Trümmern strahlte, den Weg wies zum Volkskampf der Breslauer Freischaren und schließlich zu den Befreiungskriegen.
Reichsminister Dr. Goebbels hat anlässlich der Uraufführung des Films „Kolberg“ in der deutschen Atlantik-Festung La Rochelle am 30 Januar folgenden Funkspruch an den Festungskommandanten gerichtet: „Ich habe Ihnen eine erste Kopie des eben fertiggestellten Farbfilms ,Kolberg‘ zur Uraufführung in ihrer Festung am 30. Januar übersandt. Der Film ist ein künstlerisches Loblied auf die Tapferkeit und Bewährung, die bereit ist, auch die größten Opfer für Volk und Heimat zu bringen. Er wird also seine würdigste Uraufführung im Zeichen der engen kämpferischen Verbundenheit von Front und Heimat bei den Männern erfahren, die die in diesem Film dargestellten Tugenden der ganzen Nation vorleben. Möge der Film Ihnen und Ihren tapferen Soldaten als ein Dokument der unerschütterlichen Standhaftigkeit eines Volkes erscheinen, das in diesen Tagen eines weltumspannenden Ringens, eins geworden mit der kämpfenden Front, gewillt ist, es den großen Vorbildern seiner ruhmvollen Geschichte gleichzutun, Heil unserem Führer!“ Der Kommandant der deutschen Atlantikfestung La Rochelle hat mit folgendem Funkspruch geantwortet: „Uraufführung Farbfilm Kolberg hat heute im Theater La Rochelle vor Soldaten aller Einheiten des Verteidigungsbereichs stattgefunden. Tief beeindruckt von der heldenhaften Haltung der Festung Kolberg und ihrer künstlerisch unübertrefflichen Darstellung, verbinden wir mit dem Dank für die Uebersendung des Filmes zum 30 Januar erneut das Gelöbnis, es der heldenhaft kämpfenden Heimat gleichzutun und ihr an Ausdauer und Einsatzbereitschaft nicht nachzustehen. Es lebe Deutschland, es lebe unser Führer! gez. Schirlitz, Vizeadmiral, Kommandant La Rochelle.“ – 2. Februar 1945, „Wacht im Westen“
Freund Joseph Göbbels sitzt im Haus,
in düsterer Stimmung,
Beim Nachtgebet fürs Hakenkreuz,
ich habe ihn belauscht:
Der Feind sitzt bei Cleeff und Goch,
Das ist gewiss kein Scherz,
Ich frage mich, wie halte ich noch
Die Truppen bei der Stange.
Wie halte ich am besten noch
Die deutsche Küstenbesetzung
der Zitadelle von La Rochelle
Für Adolf an der Kette.
Sie sind dort etwas isoliert
Für Hitler noch zu streiten,
Doch wenn nicht bald etwas passiert,
Dann sinkt bei diesen Leuten
Die Tapferkeit zum toten Punkt
Und sie kapitulieren,
Ich muss wohl sehen, das ich was finde,
Doch mein Programm ist dürftig.
Zu oft habe ich dieselbe Platte
immer wieder laufen lassen
Sodass sich manch deutscher Soldat
nicht mehr beeinflussen ließ.
Meine Stimme allein reicht nicht mehr aus
Die neue Lage erfordert
eine neue Tat … und dann
kam ihm eine Eingebung.
Den neuen „Kolberg“-Film bringe ich
ganz schnell nach La Rochelle,
zu den Besatzern als Publikum
Er wird ein Beispiel geben
Von alter deutscher Tapferkeit
Vor über hundert Jahren,
Wie man damals dem Tod zum Trotz
mannhaft gekämpft hat.
So feierte in La Rochelle
Der „Kolberg“-Film Premiere
Und durch den Film verkehrten sich
Depression und Misere
Von jedem Soldaten in Heldenmut,
Man wurde dazu getrieben
Und war begierig, Leib und Blut
Adolf Hitler zu opfern.
Der Kommandant von La Rochelle
Ließ so telegrafieren:
Auch wenn wir in der Patsche sitzen,
Werden wir uns wehren
Bis zu unserem letzten Atemzug
Mit unseren letzten Kräften.
Wir haben gerade den Film besucht
Und sie können es kaum erwarten
Dass wir mit Tapferkeit beseelt
Mannhaft kämpfen werden.
Bis La Rochelle vernichtet ist
Und wir die Löffel abgegeben haben.
Auch wenn es für uns keine Hoffnung gibt,
den Sieg zu erringen,
Wir haben im Kino gelernt,
Wie es sein wird, zu sterben
Wir werden nicht locker lassen
Und noch bis zum letzten Augenblick
wie die Löwen brüllen:
Es lebe der Führer!
Der „Kolberg“-Film ist ein Erfolg,
das wage ich zu sagen,
Gewöhnliche Wehrmacht und SS,
Sie zeigen sich als Helden.
Und Göbbels las das Telegramm
Und sagte sehr zufrieden:
Wie sich unser Heer doch begeistern
lässt für solche Späße
Ist nun die Stimmung irgendwo verloren,
werde ich nicht mehr im Radio singen,
Ab jetzt werde ich auf der weißen Leinwand
Filmkomödien spielen.
Das Reich ist in der letzten Zeit
ein großer Bombenkrater
Und Doktor Göbbels macht daraus
ein Bioskop-Theater
Er präsentiert das „Kolberg“-Bild,
Doch es lässt sich schon sehen:
Er gaukelt vor ein Happy End
Und er verheißt den Sieg,
Während dieser Film nichts weiter ist als
Eine Abhilfe für den Augenblick
Und eine der letzten Szenen
der Dritten-Reichs-Tragödie …
Lektorat: Hanny Veenendaal
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