31. März 1945
Das dreizehnte Heft des „Onderwater-Cabaret“ im Jahr 1945 steht ganz im Zeichen des Osterwochenendes. Zwei Gedichte im Innenteil behandeln das Fest:
Im Text „Paschen 1945“ (Ostern 1945) beklagt Bloch, dass es zu diesem Osterfest keine Eier gibt. Diese kenne man nur noch aus der Erinnerung an bessere Zeiten. Nun leide der größte Teil des niederländischen Volkes Hunger, das Land sei ausgeplündert. Aber Curt Bloch ist sich sicher, dass bald die „Auferstehung“ kommen und die Versklavung der niederländischen Bevölkerung enden wird.
Von einer Begegnung der besonderen Art handelt das niederländische Gedicht „De paaschhaas bij de waarzegster“ (Der Osterhase beim Wahrsager). Der frustrierte Osterhase sucht einen Kartenleger auf, um sich die Zukunft vorhersagen zu lassen. Denn er sei momentan zu nichts nütze, weil er den Menschen keine Ostereier bringen kann und deswegen sicher bald geschlachtet werde. Doch der Wahrsager beruhigt ihn: Die Hölle dauere nicht mehr lang, im nächsten Jahr habe der Hase wieder viel zu tun.
Der deutsche Vers „Come and See!“ bezieht sich auf eine englischsprachige Anzeige der deutschen Wehrmacht. Darin wird General Eisenhower eingeladen, sich im Gebiet von Stuhlweissenburg, Ungarn, ein eigenes Bild von den zivilen Opfern der russischen Armee zu machen. Bloch hält dies für einen Versuch, die russischen Truppen gegenüber der US-Armee zu diskreditieren, sich bei Eisenhower anzubiedern und von den Greueltaten der Deutschen abzulenken.
„Exemplarisch-edelarisch“ ist ein deutsches Gedicht, das sich auf die Aufgabe der Rheinbrücke bei Remagen und die persönlichen Folgen für fünf Offiziere bezieht. Diese werden wenige Wochen vor Kriegsende standrechtlich erschossen, weil sie ihre Pflicht verletzt und die Brücke vor dem herannahenden Feind nicht in ausreichendem Maß zerstört hätten.
Im niederländischen Gedicht „Lente“ (Frühling) beschreibt Bloch seine aktuellen Sinneseindrücke: Der Himmel wird blauer, der Krokus blüht, die Vögel singen – gleichzeitig hängen bei Wesel Rauchschwaden, lärmen Flugzeuge der amerikanischen Truppen und heulen Sirenen. „Der wahre Frühling ist das nicht“, findet Curt Bloch. Er hofft, die Jahreszeit bald in Freiheit feiern zu können.