3. Jahrgang, Nr. 4

zur Einführung:

Als Verleger und Autor seiner Untergrundmagazine gerät Curt Bloch – der sich auf dem Titelblatt dieser Ausgabe mit einer Bildmontage selbst darstellt – aufgrund der allgemeinen Papierknappheit ins Schwitzen. Im Gedicht „OWC-Transpiraties“ (OWC-Transpirationen) berichtet er, dass die Zeitungen in den Niederlanden wegen des Papiermangels auf ein Miniaturformat geschrumpft und in der Frequenz reduziert worden seien. Dies wirke sich natürlich auf seine Arbeit aus, denn „so ein Fetzen Papier liefert mir nicht genug Material“. Doch trotz des Mangels an Stoff will Bloch seine OWC-Redaktion erst schließen, wenn die Zeit des Friedens angebrochen ist. Bis dahin halte das Onderwater-Cabaret seine Moral aufrecht.

Ein Beitrag in der Tageszeitung feiert deutsche Siege auf mehreren Fronten. Diese brächten Eisenhower und Stalin in Verlegenheit, die Alliierten kämen an keiner Stelle weiter. Curt Bloch schaut kritisch auf diese neu erwachten Kräfte des deutschen Militärs und hält sie für Fake News. Seine Meinung: „Das sind bloß … Zeitungssiege“.

Der Reichskommissar der Niederlande, Arthur Seyß-Inquart, wendet sich in einer Rede an das niederländische Volk. Darin sagt er, dass die Deutschen eine großzügige Versorgung mit Lebensmitteln hätten bereitstellen wollen. Dies sei nun aufgrund der niederländischen Sabotage im Bereich der Infrastruktur nicht möglich. Voller Ironie spielt Curt Bloch den Geläuterten: Er habe in seinen Texten stets gegen die Deutschen angeschrieben, obwohl sich diese doch so sehr für die Niederländer einsetzten. Dieses Verhalten täte ihm nun leid, man müsse Seyß-Inquart neu bewerten. Seit 1940 fühle er sich gemeinsam mit dem niederländischen Volk glücklich und zufrieden, man habe in einem Paradies gelebt – und hätte dies nun durch den Eisenbahnstreik „vermasselt“. Wie gerne würde er Seyß-Inquart seinen Dank für die gute Fürsorge übermitteln – „Aber … ich warte lieber auf den Frieden.“

Immer wieder begegnet man in Blochs Magazinen Texten, die er als Lieder kennzeichnet. Das einzige Gedicht mit Noten jedoch ist das „Lied van Verzet“ (Lied vom Widerstand). Auf die in G-Dur komponierte Melodie hat Curt Bloch einen Gesang der Hoffnung verfasst: Er ruft dazu auf, sich von Angst und Kummer nicht beherrschen zu lassen. Die Menschen im Widerstand sollten stattdessen Freude und Mut im Angesicht des herannahenden Friedens empfinden, bald gehe man einem neuen Leben entgegen. – Dieses Musikstück inspirierte Julian Becker (geb. 2005) – ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter deutscher Komponist, Pianist und Organist – zu einer kurzen Improvisation an der Eule-Orgel des Konzertsaals der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.

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