18.3.1944, 2. Jahrgang, Nr. 12, Seite 11
18.3.1944, 2. Jahrgang, Nr. 12, Seite 12

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Deutschlands Kulis

Man füge den germanischen Individualismus hinzu, der sich in unserem Volk u.a. in dem Wunsch nach einem ganz eigenen Platz auf dieser Erde zeigt, sei er auch noch so einfach und klein, wo niemand sonst etwas zu sagen hat, – und es liegt auf der Hand, dass unsere Arbeiter, die gezwungen sind, in einem Lager zu wohnen, fern von Frau und Kindern, dies mit starkem Widerwillen tun. Bei dem O.T. [???] kennt man das Problem. – 2-3-44

(Eigene Korrespondenz)
Berlin 27. Januar – Wen von uns beschäftigt nicht die Frage, wo die sowjetische Armeeführung in diesem Krieg ihre schrecklichen Menschenreserven herholt? Schon des Öfteren haben wir im Zusammenhang mit dieser Frage erwähnt, dass die Machthaber in Moskau dazu übergegangen sind, auf rigorose Weise auch den weiblichen Teil der Bevölkerung zum Kriegsdienst heranzuziehen, und mehrere Millionen chinesischer Kulis aus der Mongolei importiert hat, um sie in den Waffenfabriken zu beschäftigen. – 28/1/44

Aus allen Ländern holte man
Für Hitler starke Hände ran,
Man schaute hinter alle Ecken,
Um Arbeitskräfte zu entdecken,
Alle mussten auf die Reisʼ
In das deutsche Paradeis.

Ob Russʼ, Franzose oder Pole,
Unter Tag gräbt man nach Kohle
Und gießt Stahl für Diktatoren,
Ohne sie wär man verloren,
So dass man auf den Friedensschluss
Wohl noch ein Weilchen warten muss.

Die, deren Macht sie unterstützen,
Lassen sie wie Ochsen schwitzen,
Misshandeln sie bis auf die Knochen,
Lässt sie schuften und malochen.
So zeigt der Missbrauch sein Gesicht:
Als Menschen gelten Kulis nicht.

Ja, sie fühlen sich wie Kulis,
Wie Lastenträger oder Mulis,
Ohne Freude, ohne Rechte.
Sie sind Sklaven, sie sind Knechte,
Fern von Frau und Kind und Haus,
Das Hakenkreuz nimmt keinen aus.

Doch Widerstand und Hass, sie steigen,
Sie werden bald die Fäuste zeigen,
Die Tschechen, Holländer und Polen,
Hitler soll der Teufel holen!
Zu Ende geht die dunkle Nacht,
Deutschlands Kulis an die Macht!

Literarische Übersetzung: Christian Golusda

Mit freundlicher Genehmigung der Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin; die Arbeit der Übersetzer wurde gefördert von der niederländischen Stiftung für Literatur.