24. Juni 1944
Zur Einführung
Der Atlantikwall war ein ausgedehntes Befestigungssystem, das von den deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs an den Küsten Westeuropas errichtet wurde. Er sollte eine Invasion der Alliierten verhindern und umfasste Küstenbefestigungen, Minenfelder und andere Verteidigungsanlagen. Curt Bloch beschreibt zunächst, wie sehr die Deutschen von der Unüberwindbarkeit des Atlantikwalls überzeugt waren. Umso verwunderter müsse man sich fragen, warum solche Mauern innerhalb von wenigen Stunden (am 6. Juni 1944, dem sogenannten D-Day) durchbrochen und die Feinde nicht zurückgedrängt werden konnten.
Während des Nationalsozialismus wurde es als Pflichterfüllung der Frauen angesehen, Kinder zu bekommen. Die Geburt wurde sogar mit dem Kampf des Soldaten auf eine Stufe gestellt. Curt Bloch erkennt Deutschlands neue Chance auf eine Vorherrschaft gegenüber den Briten, auch wenn aktuell einige am Sieg zweifelten. Denn die Presse schreibt zum einen, dass Adolf Hitler und Benito Mussolini „bei den großen europäischen Völkern den Willen zum Kinderkriegen und zum Respekt vor der Mutter wieder erweckt haben“. Gleichzeitig berichten sie von einer Vergreisung des britischen Volkes bis zum Jahr 1971. Die zahlenmäßige Überlegenheit eröffne Deutschland für die entferntere Zukunft neue Möglichkeiten – Bloch fürchtet die Aussicht eines neuen Krieges.
Der belgische Adlige und Diplomat Max Graf de Marchant et d’Ansembourg (1894–1975) kämpfte im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger in der deutschen Armee. Danach kehrte er in seine niederländische Heimat zurück, schloss sich dort der nationalsozialistischen Bewegung an und wurde 1941 Kommissar der niederländischen Provinz Limburg. Im Jahr 1944 spüre der Graf nun, so schreibt Bloch in seinem Gedicht über den Grafen, dass ihm die enge Verbindung zu den Deutschen schaden wird. – Marchant et d’Ansembourg wurde im April 1946 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und 1954 entlassen.
Ein Presseartikel beschreibt die Russen als Bedrohung für das deutsche Volk. Curt Bloch stellt sich in seinem Gedicht Der Bürgerschreck die Folgen vor, wenn „die bösen Kommunisten kommen“: Sie konfiszierten alles Hab und Gut, würden sich die deutschen Frauen nehmen und Kinder in Erziehungsheime schicken, ließen die Menschen vor Läden Schlange stehen und hungern. Doch das drohende Unglück durch die Bolschewisten, findet Bloch, sei den Deutschen durch Adolf Hitler bereits beschert worden.
Die Pseudodemokraten findet man nach Curt Blochs Überzeugung in London, Washington und Den Haag. Zu lange hätten die Regierungen im Ausland aus Eigennutz und mit einem Mangel an Mitgefühl die Nationalsozialisten gewähren lassen. In der Tat sahen viele Politiker und Geschäftsleute in Hitler und seiner Regierung eine mögliche stabile Kraft in Deutschland, die den Aufstieg des Kommunismus eindämmen könnte. Wirtschaftliche und außenpolitische Interessen spielten bei dieser Sichtweise eine wichtige Rolle. Bloch wirft ihnen vor, bei der Aufrüstung Deutschlands und dem Wachstum des Faschismus tatenlos zugeschaut zu haben. Nun würde man sich scheinheilig geben und von „Deutschlands schwerer Schuld“ sprechen. Bloch gibt zu verstehen, dass man diese Personen später noch zur Rechenschaft ziehen wird.