3. Jahrgang, Nr. 11

Einführung zum Inhalt:

Auf die Umschlagseite des elften „Unterwasser-Kabaretts“ aus dem Jahr 1945 hat Curt Bloch eine Zeichnung geklebt, die englische Soldaten mit ihren typischen hohen Pelzmützen zeigen. Auf den Uniformen steht in Runen „SS“, darunter liest man „Hitlers englische SS“ – so der Titel eines Spottgedichts im Innenteil.

Im niederländischen Gedicht „Deutsche Autarkie“ schreibt Curt Bloch, dass die „Moffen“ – eine abschätzige Bezeichnung für die Deutschen – sich einst auf ihre landeseigenen Produkte beschränkt hätten. Der Konsum ausländischer Waren habe als Verrat gegolten, importiert wurden nur Benzin und Stahl für die Kriegsindustrie. Dann sei die deutsche Selbstversorgung abgeschafft worden, weil man andere Länder überfallen und sich entsprechend bereichert habe; so trank man französischen Cognac und Wein – man genoss die „fette Zeit“, während andere Not gelitten hätten. Mittlerweile habe sich die Lage aber erneut verändert: Die Deutschen seien zurückgedrängt worden, stünden mit leeren Händen da und sähen sich mit Krieg im eigenen Land konfrontiert. Unter dem Strich, so Bloch, hätte die „Hitler-Autarkie“ dem deutschen Volk nur schlechte Ergebnisse gebracht.

Das Gedicht „Verkannt“ bezieht sich auf einen Beitrag im niederländischen Frauenmagazin „Libelle“ (Ausgabe 11, 1940), dessen Redaktion durchaus inhaltlichen Einfluss durch die deutschen Besatzer billigte. Curt Bloch kommentiert mit seinen Versen eine Meldung, in der die großzügige Behandlung britischer kriegsgefangener Piloten durch die Deutschen hervorgehoben wird. Man werde als Feind in deutscher Hand „behandelt wie ein Ehrengast“, spottet Bloch, und sei „fast noch besser als Zuhause dran“. Dass man mit den Deutschen nichts zu tun haben wolle und von ihnen nur Schlechtes denken würde, sei eine Beleidigung und eine Kränkung. Der Deutsche käme sich vor wie ein Sündenbock, dabei wären die negativen Zuschreibungen nur feindliche Propaganda. Zynisch schließt Bloch das Gedicht: „Denn Deutschland hat ohn Unterlass / das Allerbeste nur getan / vor allen Dingen war’s – human“.

Nach einer Zeitungsmeldung vom 3. Februar 1945 hätten britische Kriegsgefangene gegen die Überlassung ihres Lagers an die herannahende sowjetische Armee protestiert und darum gebeten, hinter die deutschen Linien gebracht zu werden. Einige hätten sich sogar als Freiwillige angeboten, um „in den deutschen Reihen gegen die Bolschewiken zu kämpfen“. Diese Nachricht inspiriert Curt Bloch zum niederländischen Gedicht „Hitlers englische SS“.  Nach seiner Überzeugung ist der Zusammenschluss von Briten und Deutschen im Kampf gegen Stalins Armee ein Wunschtraum, entsprungen aus „Freund Göbbels Hirn“. Bloch stellt sich vor, wie britische Soldaten mit ihren Bärenmützen die Truppen aus dem Osten erschrecken und Schotten in ihren karierten Röcken die Russen auf besondere Weise vernichten: „Ein Schotte wird das Horst-Wessel-Lied / auf seinem Dudelsack spielen. / Das überlebt der Feind nicht.“

Im Gedicht „Selbstgespräch in Berchtesgaden“ führt Curt Bloch seine Leserschaft in Adolf Hitlers Residenz auf dem Obersalzberg, in der dieser am Kamin über das unmittelbar bevorstehende Kriegsende sinniert. Hitler stellt fest, dass er die „Gunst der deutschen Massen“ verloren habe, entsprechend sei seine „Laune / heute eine reichlich downe“. Er sitzt ängstlich und ohne Zukunftsperspektive in Berchtesgaden, zitternd vor der Rache, die ihn bald treffen wird. – Auf der Detailseite kann man das Gedicht auch hören, vorgetragen vom Schauspieler Robert Dölle.