Kürzlich traf ich Josef Stalin
Und ich habe ihn gefragt,
Wie geht’s ihrer Frau Gemahlin,
Er hat „Danke gut!“ gesagt,
Und dann sagt’ ich, lieber Stalin,
Wie wär’s mit ‘nem Interview?
Und drauf sagte er: Weil Sie’s sind,
Gesteh ich es Ihnen zu.
Wie steht’s mit der Offensive?
Herr die steht nicht, nein, die läuft,
In die Breite, in die Tiefe,
Dass Herrn Hitler Schreck ergreift.
Alle Dörfer, alle Städte
Nehmen wir im Dauerlauf,
Platz nach Platz fällt um die Wette
Und das hört sobald nicht auf.
Und die neuen Panzerwagen?
Die sind prima, wie mir scheint,
Und ich habe nichts zu klagen.
Außer, dass man manchmal meint,
Dass die Bremsen nicht viel taugen,
Denn man bringt sie nicht zum Stehn,
Und die Welt schaut aus den Augen,
Hat sowas noch nie gesehn.
Und wie steht es mit den Finnen?
Machen die noch nicht bald schlapp?
Mensch, die Finnen sind von Sinnen
Und idiotisch nicht zu knapp,
Könnten lange Frieden haben,
Doch sie glauben Hitlers Leim
Und sie fechten durch und gaben
Alle Macht an Mannerheim.
Sowas kann ich nicht vertragen,
Aber nun ist es zu spät,
Finnland darf drum auch nicht klagen,
Wenn es ihm bald schlecht ergeht.
Was ist Ihre werte Meinung
Hinsichtlich der Invasion?
Noch recht zaghaft von Erscheinung
Doch allmählich wird es schon.
War das deutsche Vormarschtempo
Schneller nicht als Ihres nun?
Das ist möglich sagte Stalin,
Doch da ist nichts dran zu tun.
Hitlers Tempo war zu heftig
Und er hat sich aufgezehrt,
Nein, dann bleib ich lieber kräftig,
Wenn’s auch etwas länger währt.
Dauert’s lang zum Kriegesende
Oder kommt der Friede bald,
Was ich wirklich prächtig fände,
Lang genug herrscht die Gewalt.
Stalin mit verschmitzter Miene
Sagte drauf: Ich sehe Licht,
Doch genauere Termine,
Breedenbeek, die stell ich nicht.
[Lesung: Georg Stefan Troller]
Transkription: Thilo von Debschitz