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cover / introduction table of contents

Englische Nöte

Ich lese heut im „Illustrierten
Beobachter“ ein Stück,
Worin die Nazis referierten
Von Englands Missgeschick

Ein Nazi macht den deutschen Schafen
Im dritten Reiche weis
Sie dürften wirklich ruhig schlafen
Denn in Britannien sei’s

Heut schrecklich schlecht und unerträglich
Der Mangel herrsche dort
Und dieser wachse noch tagtäglich,
Jawohl, mit einem Wort:

Die Zustände in England heute
Sind wirklich furchtbar schlimm
Und den Beweis, ihr lieben Leute
Seht ihr eindeutig im

Londoner „Punch“ der Witzezeitung
Für’s schnöde ,
Es ist ein Witz dessen Bedeutung
Uns klar und deutlich schon

Die Riesennöte kann vermitteln,
Die man in England hat
Weil er den Zustand will bekritteln,
Ja, in der Themsestadt

Ist man heut sicher nicht zufrieden
Und hat es nicht sehr leicht
Jawohl, nun wissen wir’s, Herr Eden,
Wenn man’s mit hier vergleicht

Dann haben wir es noch viel besser,
Das kann man deutlich sehn,
Weil in Berlin die Leitungswässer
Noch nicht im Zimmer stehn.

Traurige Zustände im zivilen Sektor
Die Londoner Witzzeitschrift „Punch“ kritisiert die Zustände an der inneren Front Englands mit folgender treffender Zeichnung: Ein Mann steht im Treppenhaus seines Heims bis an die Knie im Wasser und telephoniert. Er sagt: „Jawohl, ich sehe es durchaus ein: Wenn ich die Wasserrohre nur ordentlich umwickelt hätte mit alten Kleidern und Betttüchern, die ich nicht mehr habe, und ein knatterndes Feuer die ganze Zeit über unterhalten hätte mit all der Kohle, die ich nicht kriegen kann, dann müsste ich jetzt nicht nach einem Klempner telephonieren, der nicht kommen kann.“ – „Londoner Punch“ (2)

Der Gentleman am Telefone
Gibt es ganz offen zu
In England sitzt man heute ohne
Textil, was sagt man nu?

Kein Bettuch mehr im Kleiderschranke,
Kein alter Fetzen mehr,
Wir hätten’s heute schwer? Ich danke!
Die Briten haben’s schwer

Beim Feuern muss der Brit heut geizen,
Die Kohlen sind sehr rar,
In London kann man kaum noch heizen,
Ja, das ist wirklich wahr.

Und weiter gibt’s in London heute,
Entnehmen wir dem Punch
Auch scheinbar keine Handwerksleute,
Denn dieser Unglücksmensch

Klagt, dass der Klempner nicht erscheine,
Obgleich es nötig wär,
Und dem, der’s liest, wird klar das eine:
Die Lage ist prekär.

Kein Mitleid braucht uns zu rühren
England geschieht’s ganz recht,
Doch soll der Witz uns demonstrieren:
Uns geht’s noch nicht so schlecht.

Les ich die Nazikommentare,
Dann schüttle ich mein Haupt
Und sage seufzend: Gott bewahre,
Dass ihr sowas noch glaubt

Natürlich wird des Briten Leben
Nicht eitel Wonne sein,
Und manche Dinge wird’s kaum geben,
Man schränkt sich eben ein.

Doch sind die Zustände so traurig
Wie man euch vorerzählt,
Ist’s heute bloß in England schaurig,
Weil’s an gar manchem fehlt?

Ist Spinnstoffsammlung denn ein Zeichen
Für Stoff im Überfluss?
Bei euch herrscht Knappheit ohnegleichen
Doch ihr vertuscht’s mit Schmuß.

Gut verwahrt jedoch jetzt im entscheidenden Moment ohne Wert ist Kleidung und Wäsche, die hinter dem Schloss besseren Zeiten entgegenschlummert. Heute wird neben Altspinnstoffen auch jedes entbehrliche Kleidungstück zur Erzeugung von Rohstoffen benötigt. Denke an die Opfer des Bombenterrors und die viele Kräfte, die für den Sieg schaffen. Ihre Textilversorgung sichert jede Gabe zur Spinnstoff-, Wäsche- und Kleidersammlung
7 Mai bis 27 Mai 1944
Der Reichsbeauftragte. NSDAP f. Altmaterialerfassung

Merk auch Du dir das genau: „Spinnstoff“ spart jetzt jede Frau!

Ob Kohlenklau bloß zum Vergnügen
Jedwede Zeitung schmückt?

Könnt ihr heut soviel Kohlen kriegen,
Dass ihr darin erstickt?

Ich glaube, euer deutscher Ofen
Ist auch wohl nicht sehr warm,
Es jagen sich die Katastrophen
Bei euch, dass Gott erbarm.

Die größte Not, die schlimmste Pleite,
Ihr seid total schachmatt,
Man kriegt auch keine Handwerksleute,
Wenn man sie nötig hat.

Das zeigt ein Witz aus deutschem Lande.
Nachdem man ausgebombt
Schmückt man die Tür mit ‘ner Girlande,
Bevor der Klempner kommt.

Bitte wenden.

„Nanu, Herr Kuchenzahn?!“
„Die Handwerker wollen morgen nämlich kommen und die Wasserleitung in Ordnung bringen!“

Transcription: Thilo von Debschitz