Hindenburg, der graue Kater,
Hindenburg, der Heldenvater
In der großen Wagneroper:
„Deutschland über ganz Europa“
Liegt in Tannenberg begraben,
Wie sie ihn begraben haben,
Rief Adolf zur Freude aller:
„Gehe ein nun in Walhalla!“*
Ungehorsam dem Befehle
Adolfs ging die treue Seele
Hindenburgs direkt ans Wandern,
Ging von einem Ort zum andern,
Sie entfloh dem Weltgetümmel
Und kam in den siebten Himmel,
Dort, wo überm Wolkenschleier
Donar, Loki, Baldur, Freya
Und Herr Wotan mit den Raben
Ihren Götterwohnsitz haben.
Hindenburg ging dort spazieren
Mit den herrlichen Walküren,
Den Sieglinden und Brunhilden
Die auf den Walhallgefilden
Wie die alten Sagen melden
Den verstorbnen deutschen Helden
Ständig dort Gesellschaft leisten
Und so ist es für die meisten
Deutschen Helden ein Vergnügen,
Droben einen Platz zu kriegen.
Droben sieht man, wie Walküren
Waffentänze einstudieren
Und nach Ablauf jeder Probe
Gehn sie in die Garderobe,
Wo sie ihre Panzer lassen,
Die als Hauskleid nicht recht passen
Und in himmlischen Gewändern
Reich verziert mit bunten Bändern
Und mit mancher hübschen Schleife
Bringen sie dem Held die Pfeife
Und die warmen Filzpantoffeln
Und sie schälen die Kartoffeln
Und der Held liest dann die Zeitung,
Liest von Wotans weiser Leitung
Deren wunderbare Läufe
Man mitunter nicht begreife
Und sehr unbestimmt nur ahne,
Doch wofür sei man Germane?
Hindenburg war sehr zufrieden,
Fand es schöner als hienieden,
Ließ von Göttern und Walküren
Täglich sich mit „Met“ traktieren,
Dem Germanennektartranke
Und oft sagte er: Ich danke
Adolf Hitler dem Gefreiten
Für die wunderbaren Zeiten,
Die hier oben ich erlebe,
Komm, Brunhilde, meine Hebe,
Komm, du Göttin meiner Siege,
Bring mir immer neue Krüge!
Und so war er stets im Trane,
Denn wofür ist man Germane?
Hindenburg, der Graue Kater,
Hindenburg, der Heldenvater
Hat heut’ selber einen Kater
Aspirin und Bullrichpillen
Können nicht die Schmerzen stillen,
Die die Zeiten ihm bereiten
Und die Taten des Gefreiten,
Dessen tolle Wahnsinnsstreiche
Zum Verderben sind dem Reiche
Und nun schleppt man seine Leiche
Aus dem Tannenberggemäuer
Und es ist ihm nicht geheuer.
Göttinnen und auch Walküren
Können ihn nicht mehr berühren.
Nein, er fühlt aus Wotans Hallen,
Aus den Wolken sich gefallen.
Unsanft fiel er auf die Erde
Und fragt bang, was aus ihm werde.
Grad’ so geht’s dem deutschen Volke
Das fiel gleichfalls aus der Wolke
Jahrelanger Göbbelslügen
Und erkennt: Die Feinde siegen,
Sieht: Die deutsche Niederlage
Steht heut gänzlich außer Frage.
Hermann Görings große Gala,
Hitlers Hakenkreuzwalhalla
Mit den Frauenschaftswalküren
Können nicht mehr imponieren,
Können Deutschland nicht mehr rühren
Es hat wie der Heldenvater
Ebenfalls ‘nen Riesenkater.
* Tatsächliche Worte des Führers beim Begräbnis Hindenburgs im Jahr 1934.
Transcription: Thilo von Debschitz