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Der Schleier von Catania

(Für das 4e Reichs-Cabaret)

Das Dritte Reich braucht Schönheitskunst,
Es ist was am Veralten
Es sucht sich mit viel Müh’ die Gunst
Des Volkes zu erhalten.

Da wird fortwährend retouchiert
An seinen Hässlichkeiten,
Man lügt sie weg ganz ungeniert,
Rechts, links, von allen Seiten
Und wieder einmal ist’s geglückt
Der Hakenkreuz-Germania,
Das Prunkstück, wo sie sich mit schmückt
Heißt: Schleier von Catania.

Ist’s noch so mies, man lügt es um
Mit dem Catania-Schleier.
‘ne Niederlage? Seid nicht dumm!
Es ist ‘ne Siegesfeier!

Während der Brit’ schon lang genug
Von nahen Kämpfen träumte,
Sorgte die deutsche Leitung klug,
Dass man die Stadt still räumte.

Man ließ allein im Vordergrund
‘nen dünnen Schleier Truppen,
Die Wehrmacht lacht sich braun und bunt
Wird sich der Witz entpuppen.

Die Britten sind mit vollem Dampf
Gegen die Stadt gezogen,
Kriegen Catania ohne Kampf
Und – fühlen sich betrogen.

Wie ist es bitter und gemein,
Man freute sich aufs Streiten
Doch ach, es hat nicht sollen sein,
Es sind doch schlechte Zeiten.

Dem deutschen Volk wird dieser Text
Von Göbbels vorgeleiert,
Es wird mit Suggestion behext
Sein Denken ist um„schleiert“!

Das deutsche Volk ist wieder froh
Dem Brit ging es daneben,
Wie taktisch ist’s doch als
Kampflos ‘ne Stadt zu geben.

Transkription: Thilo von Debschitz