30.10.1943, 1. Jahrgang, Nr. 11, Seite 2
30.10.1943, 1. Jahrgang, Nr. 11, Seite 3

Titelseite / Einführung

Unterwassergedanken

Wenn man so unter Wasser sitzt
Möcht man mit eignen Händen
Und oft mit eignem Willen noch
Das Blatt jetzt endlich wenden.

Man schaut sehr unzufrieden auf
Den Fortschritt dieser Tage,
Den England in Italien macht
Und kritisiert die Lage.

Den guten Willen sieht man kaum,
Gedroschen werden Phrasen.
Der Schwindel wird uns fast zu viel,
Mein Herz beginnt zu rasen.

Man sieht, die Freiheit wurd’ gefällt,
Ihr Standbild festgebunden.
Man hat sie in ‘nen Sarg gepackt,
Versenkt bis ganz nach unten.

Am dunklen Ort, wo wir jetzt sind,
Den Unterwasser-Sümpfen,
Noch immer halten in der Hand
Tyrannen alle Trümpfe.

Wir sehn den Sarg der Freiheit nun,
Und hörn sie plötzlich sprechen.
Wir hören durch das Holz hindurch:
Hilf meine Fesseln brechen!

So unter Wasser wurde uns
Die Tatkraft ganz genommen,
Doch wird man schuften umso mehr,
Wenn wir nach oben kommen.

Man nähm nun gerne eine Axt
Und würd den Sarg gern sprengen,
Und ließe gern die Freiheit frei
Mit Hämmern und Gesängen.

Es ist ein Wunsch, es ist ein Traum,
Das Warten, es geht weiter,
Wir sind zum Müßiggang verdammt,
Gedanken, gar nicht heiter.

Man find’t die Zeit verrückt und dumm,
Entwickelt sich zum Hasser,
Die besten Käptns sind an Land?
Nein, sitzen unter Wasser!

Übersetzung: Christa Tomuschat