1. Jahrgang, Nr. 19

Zur Einführung

Im ersten Gedicht widmet sich Curt Bloch der „Krise des OWC“. Sowohl seine Leserschaft als auch er selbst schienen mit den Inhalten der jüngsten Ausgaben des Unterwasser-Kabaretts nicht immer zufrieden. Fehlende Originalität führt er darauf zurück, dass in der Welt kaum etwas Neues und Inspirierendes passiere. An der Front gehe es nicht richtig voran, Goebbels wiederhole nur noch alte Parolen, die Nachrichtenlage sei allgemein mager. Seine Zeitschrift spiegele das Geschehen wider – und aktuell geschehe nun einmal nichts. Aber Bloch vertraut auf seinen Optimismus und darauf, dass auf die Stille bald wieder eine „Zeit der Aktion“ folge. Man brauche nur etwas Geduld.

Aus der Zeitung erfuhr Curt Bloch von einem spontanen „Versteckkonzert“ des Violinisten Siegfried Borries (1912–1980) in einem Berliner Luftschutzbunker. Laut Artikel war das Publikum von der künstlerischen Darbietung derart gefesselt, dass es die heftigen Bombenangriffe kaum noch mitbekam. Curt Bloch fragt sich, welches Stück der berühmte Geiger wohl gespielt haben möge: den Feuerzauber (von Richard Wagner), die Sinfonie mit dem Paukenschlag (von Joseph Haydn) oder das Schlager-Potpourri „Berlin wackelt“? Weil die Menschen dank dieser Geselligkeit die Realität von Mord und Brand vergessen konnten, freuten sie sich bestimmt schon auf das nächste Versteckkonzert. – Borries’ Name wurde einige Monate später auf die sogenannten „Gottbegadeten-Liste“ gesetzt; dies war eine im August 1944 im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels erarbeitete Liste deutscher Künstler, die dem nationalsozialistischen Regime wichtig erschienen. Sie standen daher unter besonderem Schutz und wurden vom Kriegseinsatz freigestellt.

Curt Blochs Spottgesang „Man schaltet die Heizung im Vatikan derzeit nicht ein“ bezieht sich auf eine Kurznachricht vom 13. Dezember: Weil die Stadt Rom das Heizen wegen mangelnder Kohlevorräte verboten hatte, ließ Papst Pius XII. (1876–1958) aus Solidarität auch die Heizung in seinem Stadtstaat außer Betrieb nehmen. Bloch sieht in der allseits spürbaren Kälte eine Parallele zur abgekühlten „Achsenfreundschaft“ zwischen Hitler und dem Papst. Selbst Gott zeige dem Papst die kalte Schulter, denn „viele Dinge hat der Papst getan, die ihm nicht sonderlich gefallen haben.“ In der Tat suchte Pius den Ausgleich mit den Diktatoren Hitler und Mussolini, die deutschen Invasion Polens oder die antijüdischen Gesetzen hat er jedoch nie verurteilt. Für den in der Kälte sitzenden Papst bringt Bloch nicht mehr als ironisches Mitleid auf.