1. Jahrgang, Nr. 2, Seite 10
1. Jahrgang, Nr. 2, Seite 11

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An einen Verirrten

Verehrter Herr Mengelberg,
König der Dirigenten,
Ich finde es furchtbar schlimm,
Sie im Nazi-Lager zu sehen.

So etwas hätte ich nicht gedacht,
Sie als Hausfreund der Barbaren,
Die unser Land vergewaltigt haben!
Und es lässt sich nicht erklären.

Nein, das ist Gotteslästerung,
Sie entweihen heilige Klänge,
Wenn Sie Söhne des Teufels
göttliche Melodien hören lassen.

Oder glauben Sie an die Wahnvorstellung,
Dass demselben Stamm entsprungen
Mozart und die Rassenidioten,
Die einen Hitler anbeten?

Schauten Sie diesen Unrat gut an,
Müssten Sie eigentlich erkennen,
Dass man nicht so sinken kann,
Wenn man so emporsteigen konnte.

Es ist Wasser und ist Feuer,
Hat nichts miteinander zu tun.
Jeder bemerkt es mit der Zeit,
Und auch Sie werden einmal erwachen

Und die wahre Gesinnung sehen
Ihrer heutigen Freunde,
Wie verirrt Sie gewesen sind,
Werden Sie dann erfahren.

Es ist der Geist brutaler Gewalt,
Ein System wilder Verkommenheit,
In das Sie Vertrauen setzen,
Wenn Sie mit Nazi-Horden gemeinsame Sache machen.

Stellen Sie sich nicht in die Gunst derer,
Die Menschlichkeit bestritten,
Und verleugnen Sie nicht Ihre Kunst,
Indem Sie sich mit ihren Banden gemein machen.

Lektorat: Elke Eikmeier