1. Jahrgang, Nr. 4

Zur Einführung

Mit einem Prolog für NSB-Anhänger und Deutschgesinnte wendet sich Curt Bloch an die Sympathisanten der Besatzer. Er sorgt sich um die „innere Front“ des Landes und bezeichnet die von den Nationalsozialisten kontrollierten Frontzorg-Cabarets mit Künstlern wie Carter (Werner Steven, 1880–1950) oder Paulus de Ruiter (Jacques van Tol, 1897–1969) als „seichten Schwachsinn“. Bloch dagegen will die ungeschminkte Wahrheit darstellen – frei von Goebbels Zensur. Mit seinen Inhalten stoße das OWC die Leserschaft möglicherweise vor den Kopf. „Aber vielleicht“, meint Bloch, „werden Sie durch solch einen Stoß von Ihrem Irrtum geheilt.“ Dann habe das Unterwasser-Kabarett nicht umsonst gespielt.

Am 30. April 1942 gründete der Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart (1892–1946) per Erlass die Niederländische Arbeitsfront (NAF). Angeführt vom NSB-Mitglied Hendrik Jan Woudenberg (1891–1967) sollte diese Organisation sämtliche Werktätigen des Landes zusammenführen. Alle anderen Gewerkschaften wurden verboten, damit die NAF deren Mitglieder quasi automatisch übernehmen konnte. Im Lied der NAF beschreibt Curt Bloch den Misserfolg dieser Maßnahme, denn nur wenige Werktätige erklärten sich zur Mitwirkung in der Niederländischen Arbeitsfront bereit.

Im Gedicht Der Abonnent blickt Bloch aus Sicht eines Lesers von „Volk en Vaderland“ auf die aktuelle Lage. Die Wochenzeitschrift der Nationalsozialistischen Bewegung in den Niederlanden (NSB) hatte im Jahr 1943 eine Auflage von 200.000 Exemplaren und erschien im Verlag des NSB-Führers Anton Mussert (1894–1946). Die Zeitung, so Bloch, habe früher viel versprochen. Man habe „an das Geschreibsel geglaubt“. Doch die Dinge hätten sich anders entwickelt als behauptet – der negative Einfluss des Faschismus führe den Abonnenten jetzt ins Verderben.

Im vierten Beitrag liefert Curt Bloch den Text für ein Lied eines W.A.-Mannes an der Ostfront. Ein niederländischer Kämpfer im Dienste der Deutschen friert im kalten Russland und ärgert sich darüber, Anton Musserts Fahnen hinterhergelaufen zu sein. Er realisiert, dass er verführt wurde. Und wenn der W.A.-Mann im Einsatz stirbt, dann tut er das laut Bloch mit einem Fluch auf Wolfsangel, die nationalsozialistische Bewegung und deren Gruß „Houzee“.

Auch das fünfte Gedicht Jawohl, Jawohl Herr Kommissar wird von Curt Bloch als Lied aufgebaut. In seinen Strophen beschreibt es die Rolle von Anton Mussert und seiner Nationalsozialistischen Bewegung in den Niederlanden. Sie habe dem Reichskommissar Seyß-Inquart als „williges Werkzeug“ gedient und dabei die Niederländer verraten und ausspioniert. Aber das „dunkle Heer“ der NSB sei nun mit seiner Kraft am Ende. Mussert benötige jetzt seinerseits die Hilfe des Kommissars auf der Suche nach Asyl, weil er die Rache des niederländischen Volkes fürchte.

Der Text NSBler beschreibt die Gefühlswelt von Niederländern, die sich zunächst über die Besatzung freuten und den Einzug der deutschen Lebensart – wie man sie bei Auslandsreisen zu schätzen gelernt habe – erwarteten. Gerne wurden sie daher Mitglied in der Nationalsozialistischen Bewegung. Doch die Praxis zeige sich heute anders als gedacht, die „Moffen“ hätten alles genommen. Man fühle sich betrogen und könne die Entwicklung nicht mehr rückgängig machen: „Unser Steuermann ist der Tod.“

Von einem neuen Service, der schon viel Gutes für die Niederlande getan habe, berichtet das siebte Gedicht. Der Liedtext besingt ein Exekutionskommando, dass „Verräter und Spione für den Dienst am Hakenkreuz“ bestraft. Als Opfer benennt Curt Bloch konkret den NSB-Generalsekretär Hermannus Reijdon, auf den die linke Widerstandsgruppe CS-6 im Februar 1943 einen tödlichen Anschlag verübte, und den niederländischen Politiker Folkert Evert Posthuma, der durch Widerstandskämpfer im Juni desselben Jahres in seinem Haus ermordet wurde.

Im Frontsorg-Finale fasst Bloch ein kurze Rechtfertigung zusammen, warum er sich mit seinen Gedichten gegen Artur Seyß-Inquart, die „Moffen“ und den NSB wendet: Die Meinungsfreiheit sei erstickt worden, er litt und leide viel Verdruss. Deshalb, so richtet sich Bloch direkt an den niederländischen Nazi, „ist es nur in Ordnung, wenn ich mich an dir räche“.