1. Jahrgang, Nr. 5, Seite 17
1. Jahrgang, Nr. 5, Seite 18

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Nachtwache 1943

In der Nacht behält man nun seine Kleider an
Und horcht gespannt,
Ob man dich verhaften kommt,
Denn das ist nicht gerade das, was du willst.

Die Achse brach, Hitler wird besiegt,
Die deutsche Katze steckt in der Klemme,
Und macht ihre letzten verrücktesten Sprünge,
Man möchte gern außerhalb ihrer Krallen bleiben.

In der Nacht versteckt man sich in Gärten unter Bäumen,
Auch mal hinter dem Vorhang,
Man will dem Schicksal gerne entkommen,
Zeuge des Endes sein.

Was sind es doch für kalte Nächte,
Es wird schon herbstlich, denkt man dann,
Man ist sehr ernst, voller Gedanken,
Und fragt sich, wie so etwas passieren kann.

Es sind wohl sehr angespannte Tage,
Man wartet auf unerwünschten Besuch,
Und kann es kaum noch aushalten,
Und denkt: Wann wird dieser Fluch weichen?

Und tagsüber ist man matt,
Unausgeruht und abgestumpft,
Geistig, körperlich unbeholfen,
Weil man in der Nacht wach saß.

Es ist eine Zeit des gespannten Wartens,
Eine Zeit, die dir alles abverlangt,
Es sind die letzten Kriegsnächte,
Bevor die Freiheit einst emporsteigt.

Und wenn wir diesem Tanz entkommen,
Hat man wahrscheinlich das gelernt,
Dass man diesen Elenden
Einst den Gegenbesuch verehrt.

Lektorat: Elke Eikmeier