1. Jahrgang, Nr. 7

Zur Einführung

Ostlandfahrer beschreibt die früheren Pläne der Nationalsozialisten, den europäischen Osten zu besiedeln und zu beherrschen. Die Russen werden darin als „Sklaven“ beschrieben, die Arbeiten für die neuen Machthaber zu erledigen hätten. Doch nun müssten die Deutschen aus den besetzten Gebieten flüchten, manche hätten bereits ihr Leben gelassen, „der Ostland-Traum fand sein Ende“ und „man [gemeint sind die Getöteten] ist endgültig geblieben“.

Italien beendete das Bündnis mit Deutschland am 8. September 1943. An diesem Tag wurde ein Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten unterzeichnet, was zu einem Bruch der Achsenmächte und zur Absetzung des faschistischen Führers Benito Mussolini führte. Nach dem Waffenstillstand erklärte Italien Deutschland den Krieg und trat auf Seiten der Alliierten in den Krieg gegen die Achsenmächte ein. Diese Entwicklungen inspirieren Curt Bloch zum Gedicht Auf deine Freunde musst du dich verlassen!

Bloch bezeichnet Adolf Hitler, dessen große Wunschvorstellungen nicht realisiert werden konnten, als Träumer. Zuerst habe dieser vom Sieg über England geträumt, ihn jedoch verschieben müssen. Dann wollte der Führer die Russen „vom Joch Stalins“ befreien, seine Truppen wären aber zurückgeschlagen worden. Auch eine Kollaboration mit den Amerikanern für einen gemeinsamen Kampf gegen die Briten sei ihm nicht gelungen. „Vorbei ist seine Zeit der Wunschträume.“

Für Benito Mussolini findet Curt Bloch ebenfalls einen Titel: der Bankrotteur. Der machtlose „Duce“ sei „pleite, bankrott und verloren, man verweigert ihm Kredit.“ Die Menschen im kriegsmüden Italien wollen den italienischen Diktator nicht mehr anhören.

Tacitus war ein römischer Historiker, der im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus lebte. In seinen Schriften bezeichnete er die Germanen als kriegerische Gesellschaft mit einfacher Lebensweise. Im Gedicht Zurück zu Tacitus tituliert Curt Bloch den Schriftsteller als „Bädeker der alten Römer“. (Dieser Begriff geht auf den deutschen Verleger Karl Baedeker zurück, der eine berühmte Reihe von Reiseführern veröffentlichte.) Bloch beschreibt in seinen Versen, wie Adolf Hitler – nachdem bereits Italien in den Abgrund gezogen worden sei – nun auch das deutsche Volk zurück zu den „altgerman’schen Idealen“ führe: Weil das Land ein Trümmerhaufen werde, müsse man sich in Wälder flüchten und von Wurzeln ernähren.

Bei der Winterhilfsaktion 1943/1944 wurden die niederländische Bevölkerung aufgefordert, einen kleinen Anstecker in Schmetterlingsform zu erwerben. Offiziell sollte Erlös der Wohltätigkeitsinitiative dazu dienen, bedürftige Menschen zu unterstützen. Die „Winterhilfe“ wurde von den deutschen Besatzern aber auch als Mittel der Propaganda genutzt; sie sollte den Eindruck erwecken, dass Deutschland für das Wohlergehen der niederländischen Bevölkerung sorgte und als gütiger Besatzer diente. Damit wollte man die Akzeptanz der Besatzung fördern und den Widerstand gegen die deutschen Behörden verringern. Ein Teil der Einnahmen aus der Winterhilfe wurde vermutlich aber auch für die Finanzierung der deutschen Kriegsanstrengungen verwendet. Das vermutet auch Curt Bloch; deswegen ruft er in seinem Gedicht: „Winterhilfe ist nicht nötig, doch wirklich überflüssig … gebt nichts.“