(4. Reichs-Kabarett)
Die Herrlichkeit, sie läuft zu End’
Sein Stern ist am Verbleichen,
Die Volksseele kocht vehement,
Er wünscht ihr zu entweichen.
Das Volk, durch ihn in Schlaf gewiegt,
Erwacht aus diesem Schlafe,
Verlangt dass Adolf Hitler kriegt
Die wohlverdiente Strafe
Und Adolf ist so furchtbar bang,
Voll Zittern und voll Beben
Denkt und erwägt er stundenlang
Wie rett’ ich bloß mein Leben.
Manischer Priester, der Gewalt
Pries in den schönsten Farben
Es ließ ihn stets vollkommen kalt
Wenn auch Millionen starben.
Die Welt bedeutet ihm nicht viel
Er schlug sie frech in Ketten
Und nun ist es sein einzig Ziel
Sein Leben noch zu retten.
Er proklamierte Massenmord
Zum großen Zeitgeschehen
Und sucht nun nach ‘nem stillen Ort
Der Rache zu entgehen.
Er wird gequält jetzt und gejagt
Von der Vergeltung Schemen
Und niemand wünscht es, niemand wagt
Den Führer aufzunehmen.
Man weiß es, dass die ganze Welt
Ihn hasset wie die Sünde
Kein Wunder ist’s, wie schwer es fällt,
Dass ein Versteck er finde.
Und wer ihm anhing, der hat nun
Selbst genug Sorgenfalten
Und zu viel mit sich selbst zu tun,
Mit ihm sich aufzuhalten.
So scheitert grausam der Versuch
Zur Rettung seines Lebens.
Ihn straft der bösen Taten Fluch,
Und alles ist vergebens.
Und Adolf denkt und Adolf sinnt
In Längen und in Breiten
Ob er vielleicht nicht doch noch find’
Andere Möglichkeiten.
Und von der ird’schen Einheitsfront
Lässt er die Blicke schweifen
Und sieht am Himmelshorizont
Für sich ‘nen Silberstreifen.
Vielleicht hilft in der Sternenwelt
Mir noch ein gutes Wörtchen,
Dass man mir zur Verfügung stellt
Ein sich’res Zufluchtsörtchen.
Ich sehe, hier fällt es zu schwer
Man nimmt mich nicht sehr gerne,
Die Welt ist für mich liebeleer,
Ich geh in Himmelsferne.
Sein Himmelsfernrohr nimmt er dann
Sagt Sterne und Planeten
Wen von euch darf ein großer Mann
Als Flüchtling nun betreten?
Sag Venus, wie wär es mit dir,
Du mein geliebtes Schätzchen,
Ich bitte dich, gewähre mir
Ein lauschig warmes Plätzchen.
Abweisend schüttelt sie ihr Haupt,
Wenn alles dich vertriebe,
Würd’ nie dir Zugang hier erlaubt,
Hier ist ein Ort der Liebe.
Er macht ‘ne kriegerische Farc’
Um nur nicht anzuecken
Und fragt beim Herrn Planeten Mars
Darf ich mich hier verstecken?
Und wieder kommt ein schroffes Nein!
Du bist nicht auserlesen,
Hier oben muss man Feldherr sein,
Das bist du nie gewesen.
Und er geht weiter zum Neptun,
Gott mit dem dicken Bauche.
Und denk[t] vielleicht ist es zu tun,
Dass ich hier untertauche.
Doch an der Türe prangt ein Schild:
Für Hitler streng verboten
Geschändet hat er mein Gefild’
Mit den Unterseebooten.
Die Milchstraß’ hatte er gedacht,
Es wohl für mich verbessert,
Doch war in der Ernährungsschlacht
Die Milch zu sehr verwässert.
Schließlich kam er zum Wassermann,
Der konnt’ nicht tolerieren,
Dass er zum Unterwassermann
Ihn wollte degradieren.
Im übrigen ist auch an’s Licht
An diesem Tag gekommen:
Die gelbe Judensterngeschicht’
Ward übel ihm genommen.
Und Adolf ist sehr deprimiert
Was soll aus mir nun werden,
Kein Platz ist für mich reserviert
Im Himmel und auf Erden.
So hör’ ich Adolf Hitler murrn.
Ratlos verlegner Sünder,
Ich rate dir: Geh’ zum Saturn,
Der fraß die eignen Kinder!
Transkription: Thilo von Debschitz