2. Jahrgang, Nr. 1

Zur Einführung

Curt Bloch startet ins Jahr 1944 mit einem Neujahrswunsch, “dass man uns bald befreit und uns wieder zu Menschen macht.”

Über sein Gedicht Tempora mutantur (lat. für „Die Zeiten ändern sich“) hat Curt Bloch einen Zeitungsausschnitt aus dem Juli 1942 geklebt. Damals zeigte sich Joseph Goebbels noch „aktivistisch“, „voll Mut und optimistisch“ – der Reichspropagandaminister machte sich über einen möglichen Angriff der Briten und Amerikaner lustig und hieß sie spottend „herzlich willkommen“. Nun, anderthalb Jahre später, beschreibt Bloch die deutlich veränderte Lage – nun sei „die Lust zum Spott vergangen“.

Mit Dschingis Khan, dem Begründer des Mongolischen Reichs, vergleicht Curt Bloch den Diktator des Deutschen Reichs: Adolf Hitler habe Josef Stalin als „grausamen bösen Wolf“ gezeichnet, der „unser Blut saugen“ wolle. Er, Hitler, hätte dagegen die Weltkultur „aus den Teufelsklauen“ gerettet. Doch Bloch bezeichnet Hitler als Scharlatan, der sich wie Dschingis Khan gebärde sowie „Not und Verderben“ gebracht habe.

Die Termine im Jahresfestkalender der Nationalsozialisten sollten die christlichen Feiertage und deren Brauchtum vollständig ersetzen, für die größeren Feiern wurde ein „arteigenes Brauchtum“ angestrebt. Zum Julfest, der nationalsozialistischen Interpretation des Weihnachtsfestes, erschienen diverse Veröffentlichungen zum Thema, darunter Dienstanweisungen der Parteistellen, Schulungsunterlagen der Hitler-Jugend oder des NS-Lehrerbundes mit anschaulichem Bildmaterial. Öffentlich ausgerichtete Weihnachtsfeiern zählten zur Grundlage für eine Umerziehung des Volkes im Sinne der Nationalsozialisten. Auch für die Familien wurden Weihnachtsbücher mit Vorschlägen zur privaten Festgestaltung herausgegeben. Der Christbaum sollte in „Jultanne“ umbenannt, christliche Symbolik wie Kreuz und Weihnachtsstern sollten durch das Hakenkreuz oder Sonnenrad ersetzt werden. Mit dem „altergemanischen“ Ritual beschäftigt sich Curt Blochs Gedicht Das Julfest. Man würde bei dieser Feier Propagandameldungen als Ersatz für Weihnachtslieder singen, so schreibt er, und den Segen vom Führer entgegennehmen. Doch es würde nicht mehr lange dauern, dann „packt man den Nazi-Kram, vorbei ist dann das Fest vom Jul“.

Mit einem Neujahrsgruß an meine Freunde beschließt Curt Bloch das Magazin vom 1. Januar 1944. Noch immer säße er „still und gefangen“ und trauere um die Menschen, die fortgebracht wurden. Aber er will weiter auf Freiheit und Frieden warten – seinen Freunden wünscht Bloch zum Beginn des neuen Jahres Glück!