Dass sie jedoch noch andere Quellen kennt, aus denen sie ihr Menschenmaterial bezieht, zeigt das Ergebnis einer Untersuchung, die deutsche militärische und medizinische Behörden mit ihrer sprichwörtlichen Gründlichkeit durchgeführt haben. – De Courant 28-1-44
Ihr tut euch stets soviel zugute
Auf eure deutsche Gründlichkeit
Und hör’ ich’s wird mir rar zumute,
Ich lächle und ihr tut mir leid.
Ja, immer wisst ihr alles besser
Als jedes andre Volk der Welt,
Das wird vom Gymnasialprofessor
Schon auf der Schule festgestellt.
Und jeder kleine Volksschullehrer
Prägte der deutschen Jugend ein
Das deutsche Lebensrecht wiegt schwerer,
Ist ausschlaggebend ganz allein.
Das Volk der Dichter und der Denker
So habt ihr euch mit Stolz genannt,
Ihr wart des eignen Weihrauchs Schwenker,
Ein Volk, das sich selbst göttlich fand.
Ihr schwärmtet stets vom deutschen Wesen,
Und vom deutschen Erfindergeist
Und hieltet euch für auserlesen
Doch sowas ist verderblich meist.
Zum Lachen ist es, wenn ihr kindlich
Euch rühmt ob euer Gründlichkeit
Oft kann man sehen, wie ihr gründlich
Recht gründlich auf dem Holzweg seid.
Ihr könnt glänzend organisieren,
Das tut euch wirklich niemand nach
Doch Wert und Unwert kontrollieren
In sowas seid ihr furchtbar schwach.
So konnte bei euch ein sich nisten
Sehr gründlich ein Verbrechertum
Und ließet ihr euch überlisten
Durch einen Traum von Glanz und Ruhm
Die deutsche Abart des Faschismus
Zeichnet sich aus durch Gründlichkeit
Doch ihr in eurem Optimismus
Preist ihn als Geist der neuen Zeit
Die Herrschaft einer Mörderbande
Saht ihr als Himmelsgnade an
Und ihr bedecktet euch mit Schande,
Die man euch nie vergeben kann.
Ihr ließt von Phrasen euch berauschen
Von großer Zeiten naher Kunft,
Man sah euch nach dem Führer lauschen
Und gründlich seid ihr so versumpft.
Dann habt ihr gründlich vorbereitet,
Ganz gründlich selbst den heut’gen Krieg
Ja, ihr habt gut vorgearbeitet,
Und dennoch wird euch nicht der Sieg.
Ihr habt geplant und habt gerechnet,
Die Risiken einkalkuliert,
Wie man jedwedem Feind begegnet,
Wie man die Städte ausradiert.
Ja, alles war minütlich, stündlich
Auch bis ins Kleinste festgestellt
Und dennoch irrtet ihr euch gründlich
Mit eurer Kraft und der der Welt.
Erschreckt seht ihr es und mit Bangen,
Dass eure Rechnung nicht ganz stimmt,
Gründlich ist euch der Spaß vergangen,
Weil’s Schicksal eine Wendung nimmt
Man klopft euch mächtig auf die Hände
Und legt das Dritte Reich in Schutt
Und geht demnächst der Krieg zu Ende,
Dann seid ihr ganz gründlich kaputt.
[Lesung: Robert Dölle]
Transkription: Thilo von Debschitz