2. Jahrgang, Nr. 15

Zur Einführung

Anlässlich des Osterwochenendes 1944 beschreibt Curt Bloch die melancholischen Träumereien vom Osterhasen. Aufgrund der allgemeinen Lebensmittelnot sind für das Fest keine Eier erhältlich, viele Hühner wurden geschlachtet. Aber das Langohr gibt seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht auf: „Am Ende wird alles sicher gut.“

An der Ostfront erleidet die deutsche Wehrmacht zahlreiche empfindliche Rückschläge. Trotzdem verbreitet die Nazi-Propaganda Zuversicht: Für die Militärführung, so heißt es in einem Presseartikel, gebe es „Hoffnungsschimmer“. Diese neue Bescheidenheit passe nicht zum alten Glanz des Deutschen Reiches, findet Bloch. Nun bezeichne man es schon als Erfolg, wenn man an einzelnen Orten der Front nicht von den Russen überrannt werde.

Entweder – oder! widmet sich einer absurden Wahl, vor die Joseph Goebbels das deutsche Volk stellt. Nach dem Reichsminister für Propaganda gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder erdulde man die Zerstörung deutscher Städte und sichere auf diese Weise den Endsieg. Oder man versucht, Brand und Trümmer zu vermeiden, muss dann aber mit einer Niederlage im Kampf gegen die Alliierten rechnen. Curt Bloch fasst diese Gleichung prägnant zusammen: „Je mehr kaputt im deutschen Lande, je mehr bedeckt ihr euch mit Ruhm.“

Curt Bloch bezeichnet den Franzosen Marcel Déat (1894–1955), der auf Befehl der deutschen Besatzer im März 1944 zum Minister für Arbeit und nationale Solidarität ernannt wurde, als Imitator. Eine seiner Aufgaben war es, französische Arbeiter ins Deutsche Reich zu bringen. Nach Bloch ähnelt Déat einem „Führer im Taschenformat“, der die gleichen kriegerischen Eigenschaften wie sein Vorbild Adolf Hitler zeigen würde. Bloch glaubt jedoch, dass Frankreich „kein Land für Nazis“ sei und schon jetzt der Tod bedrohlich hinter Déat stehe.

Luxus?! ist von einer Zeitungsanzeige für die Marke „Mouson Lavendel“ inspiriert. In dieser Annonce bittet das Unternehmen J. G. Mouson & Co darum, während des Krieges ihr Parfüm „Mouson Lavendel“ nicht zu verwenden. Zu dieser Aufforderung kam es möglicherweise nicht ganz uneigennützig, denn die Fabrikgebäude und Maschinen der Frankfurter Parfümfabrik wurden bei alliierten Angriffen zu bis zu 70 Prozent zerstört. Curt Bloch reflektiert in seinen Versen über die Opfer, die im Bereich der Genussmittel bereits erbracht wurden. Anstelle von Kaffee würden Ersatzgetränke konsumiert, die Menschen lebten „in Elendshöhlen“, und jetzt habe schließlich auch das Parfüm „den Heldentod gefunden“. Der schon lange im Dritten Reich vorherrschende Gestank könne ohnehin nicht mit Parfüm überdeckt werden.

Am Freitag nach der Veröffentlichung dieser OWC-Ausgabe hätte Paula Bloch ihren 61. Geburtstag gefeiert. Zu ihren Ehren schreibt Curt Bloch das Gedicht Für Mutter (14. April), aus dem sich die Sorgen des Sohnes ablesen lassen. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Seine Mutter wurde bereits am 21. Mai 1943 im Konzentrationslager Sobibór getötet.

Die Misserfolge der Wehrmacht im Osten inspirieren Curt Bloch zum Liedtext Die Petroleumfelder Rumäniens. Er listet die verschiedenen Orte auf, die bereits von der Roten Armee besetzt sind oder bald von den Deutschen aufgegeben werden müssen. Die verschiedenen Zentren der rumänischen Erdölindustrie – hauptsächlich in den Regionen Transsilvanien, Moldawien und im westlichen Teil des Landes gelegen – würden ebenfalls Gefahr laufen, von Hitler verloren zu werden. Wenn dem Führer des Deutschen Reiches das Benzin ausginge, „dann steht es schlecht um ihn“.