2. Jahrgang, Nr. 15, Seite 2
2. Jahrgang, Nr. 15, Seite 3

Titelseite / Einführung

Träumereien vom Osterhasen

Der Osterhase fühlt sich in diesem Jahr sehr verlegen
Und fragt sich traurig, was soll ich tun?
Keine Eier habe ich für das Fest erhalten,
Die Zeit macht mich wirklich fertig.

Vielleicht wird ja noch ein Lebensmittelbon ausgestellt,1)
Und jeder bekommt von Seyß’ Gnaden ein Ei,
Aber so etwas kann meinen Kummer nicht heilen,
Ein Rationierungsei macht mich nicht glücklich

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer,
Ein einzelnes Ei bringt noch kein Osterfest,
Nur einem weltfremden Träumer
Bereitet solch ein einzelnes Osterei noch Freude

Mir jedoch verdirbt es die gute Laune
Denn ich sehe den Fall eher symbolisch
Und wenn ich es bis zum Ende denke, werde ich
In diesem Jahr noch trübsinnig und melancholisch.

Die Zeit ist schwer und viele Hühner starben
Weil man ihnen das Lebensrecht verweigerte
Und diejenigen, die das Leben der Hühner ruinierten,
Machen es auch für die Menschen schlecht.

Sie bekommen jetzt keine Eier, keine Butter,
Sie bekommen jetzt gerade noch genug zu essen,
Nach und nach verlieren sie alles,
Während man früher reichlich zu essen hatte.

Man füttert die Menschen jetzt mit schönen Worten
(Die Nährwerte davon sind zweifelhaft)
Die meisten, die die hohlen Phrasen hörten,
Verstehen gut, dass man sie an der Nase herumführt.

Und doch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben,
Nein, trotz allem bin ich guten Mutes,
Eine Überzeugung ist mir geblieben,
Am Ende wird alles sicher gut.

1) Wie wir jetzt wissen, wurde aus der „symbolischen“ Oster-Rationierung nichts (die Redaktion des OWC)

Lektorat: Marloes Abeling, Neeltje de Kroon, Mandola Geleen