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Lupineneier

Während der Kontinentalsperre förderte Napoleon den Anbau von Rübenzucker, um sich vom Rohrzucker freizumachen. Dieser glückliche Versuch steht nicht vereinzelt da. Denken wir heute zum Beispiel an Süßlupinen anstatt Hühnereiweiß. Das Korn der neu gezüchteten Süßlupine wird jetzt zu einem Mehl vermahlen, das als ein hochwertiges, eiweißreiches Nahrungsmittel gerühmt wird. Das im Süßlupinenmehl enthaltene Eiweiß ist nach der Angabe von Fritz Schneider in der Zeitschrift für Volksernährung nahezu 100prozentig verdaulich, es hat eine biologische Wertigkeit, die von keinem anderen pflanzlichen Eiweiß erreicht wird und dem tierischen Eiweiß sehr nahekommt. Deshalb kann Süßlupinenmehl als Austauschmittel für Hühnereiweiß gebraucht werden. Das Süßlupinenmehl hat schnell in der Suppenindustrie Eingang gefunden und wird mit Erfolg bei der Herstellung von Teigwaren verwendet. Der im rohen Zustand noch vorhandene Pflanzengeschmack verschwindet nach dem Kochen oder Backen, das Mehl gibt den Speisen und dem Gebäck schöne Farbe und appetitliches Aussehen. – 9-7-44

Napoleon ist ein armer Schlucker,
Zieht Hitler ran man zum Vergleich,
Napoleon bracht bloß Rübenzucker,
Jedoch in Adolfs Drittem Reich,

Da wimmelt es von Neuerungen
Und manchem trefflichen Ersatz
Gar viele Dinge sind verdrungen
Von ihrem angestammten Platz

Statt Butter gab man euch Kanonen
Und ihr trinkt Lindenblütentee
Und dürft heut in Baracken wohnen
Dank eurer NSDAP.

Statt eurer Männer das Bewusstsein,
Sie tun für Adolf ihre Pflicht,
Das muss euch eine wahre Lust sein,
Stolz seid ihr und beklagt euch nicht.

Mit Stuhlgang laufen die Motoren
Im neuen Gang, dem Hitlergang,
Ihr Summen klingt in euren Ohren
Gleich ‘nem Horst Wesselliedgesang.

Ihr fettet heute eure Speisen
Mit Göbbels Propagandaöl,
Das Ei, ich kann es euch beweisen,
Ersetzt man durch – Lupinenmehl.

Ja alles ist in braunster Butter,
Obwohl von aller Butter frei
Und Deutschland spart das Hühnerfutter
Und hat doch Überfluss an Ei

Dank Adolf wurde die Lupine
Als Eierlieferant entdeckt
Und ihr sagt mit verklärter Miene:
Lupinenei, ei, wie das schmeckt.

Nun hebt die Welt ihr aus der Angel
Gelöst ist jedes Eiproblem,
Im Dritten Reich kein Eiermangel,
Das ist für euch sehr angenehm.

Wenn wir nicht unsern Führer hätten
Sagt ihr, nun pfeifen wir aufs Huhn
Denn heute haben wir Omeletten,
Kein Huhn hat damit was zu tun.

Wir haben Rühr- und Spiegeleier,
Es ist beinahe zauberhaft,
Reichlich und schmackhaft, nicht zu teuer
Jawohl, wir haben es geschafft.

Und mir bleibt wirklich weg die Spucke,
Respektvoll beuge ich mein Haupt,
Kein Küken mehr und keine Glucke,
Das hätt ich wirklich nicht geglaubt.

Nun schau mal einer, die Lupine,
Wer hätte das von ihr gedacht,
Man meint, dass sie der Viehzucht diene,
Jetzt hat sie’s aber weit gebracht.

Ja, die Lupine macht Karriere
Und ist zum Ei nun avanciert
Doch eher find ich, wenn ich’s höre,
Man hat zum Vieh euch degradiert.

Transkription: Thilo von Debschitz