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Titelseite / Einführung

Deutsche Tragikomödie

Des Führers tolle Clownerie
Geht rasend schnell zu Ende
Und ausgepowert wie noch nie
Streckt mancher seine Hände

Begeistert aus zum Hitlergruß
Und schwört für ihn zu sterben,
Der Heldentod wird Hochgenuss,
Fällt auch das Reich in Scherben,

Ihr haltet aus in Saus und Braus
Und haltet ihm die Treue
Und sterbt mit Mann und sterbt mit Maus
Und lasst euch stets aufs Neue

Berücken von des Führers Kunst,
Ihr glaubt an seine Sendung
Und glaubt an seinen blauen Dunst
Fanatisch, voll Verblendung.

Ja, ihr habt Adolf von jeher
Für ernst und voll genommen,
Als gottgesandter Held war er
Vom Himmel euch gekommen.

Der Siegfried gleich das Not[h]ungsschwert
Aufs neu zusammenschweißte
Ihr saht den Hitlerfall verkehrt
Im Nibelungengeiste,

Er war Messias und Prophet
Und Christus zu vergleichen,
Er hat die Nazisaat gesät,
Die Ernte sind die Leichen,

Die überall an jeder Front
In rauhen Menge liegen,
Er hats probiert und nicht gekonnt
Die ganze Welt besiegen.

Ihr saht als Heiland ihn und Held,
Erwartetet Erlösung,
Und er bracht euch und bracht der Welt
Verarmung und Verwesung.

Ihr saht ihn als ‘ne Glanzfigur
Die Welt war andrer Meinung
Sie sah den deutschen Führer nur
Als komische Erscheinung.

Die ganze Welt hielt ihn für toll,
Er reizte sie zum Lachen
Ihr lauschtet ihm ergebungsvoll
Und dachtet: Er wird’s machen.

Die Welt hat sich in ihm geirrt,
Das gibt sie zu heut ehrlich:
Er war nicht harmlos geistverwirrt,
Er war gemeingefährlich.

Doch ihr, ihr habt ihn unterstützt,
In seinem tollen Treiben.
Sei[n] Wahnsinn dünkte euch gewitzt,
Es war nicht zu beschreiben.

Ihr wart berauscht und infiziert
Von seinem Wahnideen,
Ein Psychopath hat euch geführt,
Es ist um euch geschehen.

Ein Landstreicher der Politik,
Ein dreister Desperado,
Verwaltete das Reichsgeschick
Und ward bei euch

Und pumpte euch vollkommen leer
Moralisch, ökonomisch
Und wenn es nicht so traurig wär,
Dann wär es beinah komisch.

Transkription: Thilo von Debschitz