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Deutsche Reichsbilanz November 1944

Deutschlands Rohstoff- und Lebensmittelversorgung.
In Berlin wurde mitgeteilt, dass Deutschland über ausreichende Rohstoffe verfügt, um den Krieg fortzusetzen, da es in großem Umfang synthetische Produkte aus Kohle herstellen kann. Es hat reichliche Vorräte an Chrom und Mangan. Was die Lebensmittelversorgung betrifft, wird erklärt, dass die Kartoffel- und Getreideernte die Erwartungen übertreffen, ebenso wie die Zuckerrübenproduktion. Die Milch- und Butterversorgung hat wieder das alte Niveau erreicht. Der Bedarf an Kalorien ist bereits zu 90 Prozent gedeckt. – 11-11-44

Die deutsche Vorratsposition
Ist heute ausgezeichnet
Es wär fürwahr der reinste Hohn,
Wenn man solch Wahrheit leugnet.

Ein Überschuss an Trank und Speis
An Rohstoff und an Erzen,
Ich las es heute schwarz auf weiß
Und – ich gesteh’s! – mit Schmerzen.

Da ist auch alles, was man braucht,
Man darf sich’s nicht verhehlen,
Jawohl, der deutsche Schornstein raucht
Und garnichts scheint zu fehlen.

Vertraut nicht auf den leeren Wahn
Der üblen Feindes Hetze,
Da gibt es Chrom, da gibts Mangan
Und andre Bodenschätze

Im allerreichsten Überfluss
Und noch für viele Jahre,
Wir haben, was man haben muss,
Lasst keine grauen Haare

Entsprießen eurem deutschen Haupt
Und macht euch keine Sorgen
Und wer ‘nen Zweifel sich erlaubt,
Den holt Herr Himmler morgen

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
Der sandte auch den Hitler,
Drum liebe Leute snackt nicht mieß
Und seid auch keine Krittler.

Und kriegen wir auch kein Benzin
Aus Kaukasus und Pluszti,
Denn futsch ist futsch und hin ist hin,
Der Kohlentreibstoff muss die

Bedürfnisse zu Luft, zu Land
Und auch zu Wasser decken,
Das haben zeitig wir erkannt,
Drum kann der Feind uns lecken.

Auch Nahrungsmittel hat das Reich
Genug, in rauhen Mengen
Deutschland hat Milch und Korn und Fleisch
Gebratne Würste hängen

Zwar nicht wie im Schlaraffenland
In Deutschland an den Bäumen,
Doch holt mans mit geschickter Hand
Aus unsren Lebensräumen.

Wir haben Zucker, haben Schmalz
Und allerbraunste Butter,
Kartoffeln gibt es ebenfalls,
Wir sitzen gut im Futter

Neunzig Prozent der Kalorien
Sind schon in unsrer Tasche,
Mit 10 Prozent stehts noch dahin,
Doch wird wohl eine rasche

Tat unsres Führers baldigst schon
Auch hier die Lösung bringen,
Der findet schon den richt’gen Ton,
Jawohl, es wird gelingen.

Zunächst scheint diese Reichsbilanz
Mächtig zu imponieren
Doch fürcht ich, dass die Nazis ganz
Gewaltig sie frisieren.

Ihr glaubt, dass Adolf euer Gott
Euch noch zum Siege führe,
Und seht es nicht: der Reichsbankrott
Steht grinsend in der Türe.

Transkription: Thilo von Debschitz