2. Jahrgang, Nr. 58

Zur Einführung

Mit dem Gedicht Der Unterschied entgegnet Curt Bloch auf einen Zeitungsbeitrag von Maarten van Nierop (1912–1979), NSB-Mitglied und Chefredakteur des Twentsch Nieuwsblad. Er signierte seine Beiträge häufig mit einem dreifachen X – daher verwendet Bloch die Bezeichnung „Driekruis“. Nierop fordert von den niederländischen Männern Bereitschaft zum Arbeitsdienst für die Deutschen – dies sei eine Gelegenheit, „selbst eine Leistung für die Verteidigung unseres Territoriums gegen den alles zerstörenden Feind“ zu erbringen. Immerhin würden die Niederländer nicht zum Waffendienst gezwungen, wie das der US-amerikanische Oberbefehlshaber der Alliierten Dwight D. „Eisenhower in den von ihm besetzten Gebieten tut.“ Curt Bloch hat eine entgegengesetzte Auffassung zu dem, was der Journalist für geboten hält: Die Niederlande werde nicht ihr eigenes Grab schaufeln, sondern mit den Briten kämpfen. „Denn der Brite wird uns befreien.“

Die deutsche Propaganda findet regelmäßig abwertende Worte über die Engländer, die sich aus ihrer Sicht als zögerlich, „unsoldatisch“, geschwächt und ruhebedürftig zeigten. Entsprechend laute das Urteil: „Der Brit hat kein Talent …“ Doch dies habe sich als Irrtum erwiesen: Der britische Soldat „bringts in diesem Krieg sogar demnächst zum Sieg“, dichtet Curt Bloch. So dekadent wie in der Nazi-Presse dargestellt wären die Insulaner offensichtlich nicht.

In der Stadt, in der sich Curt Bloch versteckt hält, vermeldet man aus der Verwaltung eine personelle Veränderung: Das NSB-Mitglied Wouter Jager wird der neue Bürgermeister von Enschede. Dieser hatte in der niederländischen Nazi-Bewegung bereits eine steile Karriere gemacht. Curt Bloch findet, dass ein Mensch mit dem Namen Jager gut in die Zeit der Menschenjagden passe. Doch er geht davon aus, dass man das neue Stadtoberhaupt bald unter die Erde bringen werde. (Diese Vorstellung sollte sich nicht erfüllen. Wouter Jager wurde nach dem Ende des Krieges zu einer Haftstrafe verurteilt und am 1. Oktober 1948 vorzeitig entlassen.)

Das deutsche Hoheitszeichen zeigte ein von einem Eichenkranz umgebenes Hakenkreuz und auf dem Kranz einen Adler mit geöffnetem Schnabel. Dieses Symbol verbindet Curt Bloch mit Folter, Schrecken, Qual und Massenmord. Es sei ein „Zeichen deutscher Niedrigkeit“.

Das Brummen der alliierten Kampflieger empfindet Bloch als „Gesang der Luftkonvois“. Für seine Leserschaft hat er eigens eine englischsprachige Illustration eingeklebt, damit man sich über Anzahl und Aufgaben der Besatzungsmitglieder im Flieger informieren kann. Das „Lied der Motoren“ bezeichnet Bloch als Genuss, es ist Musik in seinen Ohren. Wenn die Flugzeuge von ihrem Einsatz zurückkehren, klingen sie anders  denn sie haben ihre Lasten abgeworfen. Dann weiß er, dass Bomben das Hitlerdeutschland getroffen haben. Daraus zieht er die Hoffnung, dass sich aus den Trümmern eine neue Freiheit erheben wird „aus den Trümmern, aus den Scherben, Nazi-Tyrannei muss sterben.“