13.1.1945, 3. Jahrgang, Nr. 2, Seite 9
13.1.1945, 3. Jahrgang, Nr. 2, Seite 10

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Dunkle Tage

Niederland ist schwer getroffen
Von der Raubsucht dieser Moffen.
Katastrophen hunderttausend,
Jetzt auch noch die Lichter aus sind.

Schwer geplagt von dieser Bande,
Dunkel wird’s im ganzen Lande.

Freude, Nahrung, Kleidung, Kohlen
Sind verschwunden und gestohlen.
Zucker, Käse, Marmelade,
Ham’ wir nicht, das ist sehr schade.

Dass man muss im Dunklen tappen,
Lässt das Fass nun überschwappen.

Ist im Dunklen man am Frieren,
Kann man leicht die Spur verlieren,
Und man fängt an, schwarz zu sehen.
Die Bedrängnis will nicht gehen.

Die Befreiung will nicht kommen,
Man fühlt sich nicht ernst genommen.

In den Nächten, lang und finster,
Kommen manche Hirngespinster.
Schwer und dunkel drücken Sorgen,
Und man fragt sich: Was kommt morgen?

Wird die Sonne uns aufgehen?
Werden wir die Freiheit sehen?
Wird sich noch die Zukunft wenden?
Früh jetzt schon die Nächte enden,

Länger werden nun die Tage,
Und es stellt sich mir die Frage,
Kommt das Licht nun in das Dunkel,
Kommt ein Ende an’s Gemunkel,

Darf man wieder lautstark sprechen?
Ja, man wird die Fesseln brechen,
Unterdrücker müssen weichen,
Finsternis, sie wird erbleichen.

Es wird etwas Zeit vergehen
Bis wir das Recht als Sieger sehen.

Nach dem Düstern, nach dem Dunklen
Wird ein neuer Glanz bald funkeln.
Licht von Freiheit und voll Wonne,
Scheint uns bald die Friedenssonne.

Übersetzung: Christa Tomuschat