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Der Novemberling

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Gedicht von Curt Bloch, veröffentlicht in seinem Magazin „Het Onderwater-Cabaret“ vom 11. Dezember 1943. Gelesen von seiner Witwe Ruth Bloch (98) am 12. November 2023 in New York.
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Gedicht-Text

Man weiß, ich bin geboren
Im Sternbild des Skorpion
Und hab mein Herz verloren
Drum an die Revolution.

Denn an meinem Geburtstag
Ist schon so viel passiert.
Da ist es ganz natürlich:
Ich wurde infiziert.

Der neunte im November,
Ein interessanter Tag.
So mancher Usurpator
Holt an ihm aus zum Schlag.

Das tat schon Catilina,
Napoleon tat es auch.
So wurde es allmählich
In der Geschichte Brauch.

In Neunzehnhundertachtzehn
Wurde auf diesem Tag
Deutschland republikanisch,
Doch bloß dem Namen nach.

Gesinnung und Charakter,
Sie blieben unberührt.
Und das hat in den Abgrund
Das deutsche Volk geführt.

Genau fünf Jahre später
In der Novembernacht
Griff dann auch Adolf Hitler
Erstmalig nach der Macht.

Damals ist er gescheitert
Mit diesem Putschversuch.
Doch später kam’s in Ordnung.
Es tut uns leid genug.

November ‘38
Wird unvergessen sein.
Man schändet Synagogen,
Schlug alles kurz und klein.

Das nächste Jahr in München
Im Brauhauskeller hat
Man auf Adolf den Führer
versucht ein Attentat.

Hat man auf solchem Datum
Das Licht der Welt erblickt,
Dann ist man unwillkürlich
Politisch angetickt.

Ich fühle mit der Masse,
Begreife ihre Not,
Und darum bin ich heute
Politisch ziemlich rot.

Hab’ ich auch heute Sorgen,
Ich achte sie gering.
Ich glaube an das Morgen.
Ich bin Novemberling.

Im Wartezimmer

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Gedicht von Curt Bloch, veröffentlich in seinem Magazin „Het Onderwater-Cabaret“ vom 29. April 1944. Gelesen von seiner Witwe Ruth Bloch (98) am 12. November 2023 in New York.
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Gedicht-Text

Wir sitzen wie im Wartezimmer
Und warten auf die neue Zeit
Und ungeduldig fragt man immer:
Ist es noch immer nicht soweit?

Und ab und zu hört man Geräusche
Und man horcht auf und denkt sich: Halt,
Wenn ich mich nicht gewaltig täusche,
Öffnet sich diese Türe bald.

Es hängt nur noch an einem Haare,
Dass es ganz gründlich anders wird,
Doch haben wir im Lauf der Jahre
Uns allzu häufig schon geirrt.

Kein Wunder, dass wir resignieren,
Nachdem zerrann so mancher Traum
Und dass wir oft den Mut verlieren
In unsrem öden Warteraum.

Wir wagen fast nicht mehr zu hoffen,
Dass diese Zeit ein Ende nimmt
Und doch, einst springt die Türe offen,
Jawohl, ich weiß es ganz bestimmt.

Es ist ein Augenblick der Weihe,
Denn vor uns steht die neue Zeit
Und sagt: jetzt seid ihr an der Reihe,
Zeigt nun, wes Geistes Kind ihr seid.

Ein jeder ist des Krieges müde

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Gedicht von Curt Bloch, veröffentlich in seinem Magazin „Het Onderwater-Cabaret“ vom 27. Juni 1944. Gelesen von seiner Witwe Ruth Bloch (98) am 12. November 2023 in New York.
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Gedicht-Text

Ein jeder ist des Krieges müde,
Ein jeder denkt, wann ist es aus
Kommt denn noch immer nicht der Friede?
Soldaten möchten gern nach Haus,

Sie möchten gern zu ihren Frauen,
Die Frauen wollen ihren Mann
Und denken jeden Tag mit Grauen
Dass er vielleicht noch fallen kann.

Die Väter wollen zu den Kindern,
Die sie solange nicht gesehn
Und grollen heut’ den Nazischindern,
Ja, so kann’s nicht mehr weitergehn.

Soldaten, Arbeiter und Bauern,
Die denken heute ab und zu
Wie lang wird noch die Sache dauern,
Wann kommen endlich wir zur Ruh?

Der Führer wird nicht ewig führen,
Nein, eines Tages ist es Schluss,
Dann wird er euch nicht mehr sekkieren,
Das Leben wird dann ein Genuss

Und alle Menschen werden Brüder
ER hat verloren seinen „Kampf“
Vorbei die Zeit der Nazilieder,
Vorbei der Propagandakrampf,

Vorbei die Zeit der Menschenjagden,
Denn Heinrich Himmler ist nicht mehr,
Vorbei ist’s mit dem Völkerschlachten,
Man singt nicht mehr „Volk an’s Gewehr“.

Vorbei ist’s Heulen der Sirenen
das nun an aller Nerven frisst
Ja aus ist’s mit den Schrecken, denen
Man heute ausgeliefert ist.

Vorbei die Zeit der bangen Nächte
In denen Angst den Schlummer nahm,
Vorbei die Zeit der Folterknechte,
Weil eine Zeit der Freiheit kam.

Ich weiß, einst kommen bess’re Zeiten,
Weil’s so nicht ewig bleiben kann,
Einst werden Friedensglocken läuten
Bloß manchmal frage ich mich: Wann?

Gewiss, es bleibt nicht so auf Erden.
Nein, einmal kriegt die Welt es satt,
Doch möcht’ ich, es würd anders werden,
Solange man noch was dran hat …

Freiheit

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Gedicht von Curt Bloch, veröffentlich in seinem Magazin „Het Onderwater-Cabaret“ vom 3. April 1945. Gelesen von seiner Witwe Ruth Bloch (98) am 12. November 2023 in New York.
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Gedicht-Text

Der nur kann die Freiheit schätzen,
der sie lange hat entbehrt,
weiß an ihr sich zu ergötzen,
hält sie doppelt lieb und wert.

Wer in Knechtschaft musste leiden
und im finsteren Verließ,
der erst ehrt der Freiheit Freuden,
denn sie schmeckt ihm doppelt süß.

Wem nach dunklen Kerkerjahren
einst die Sonne wieder lacht,
der meint himmelwärts zu fahren
aus der düstren Höllennacht,

fühlt sich aus dem Grab erstanden
und fühlt, dass er nun erst lebt.
Frei von Fesseln, frei von Banden,
niemand mehr, vor dem man bebt.

Ohne Angst und ohne Zittern,
ohne Schreckenstyrannei,
die das Leben nur verbittern,
fühlt man endlich: Man ist frei.

Frei ist mehr als Geld und Güter,
mehr noch als das täglich Brot.
Seid darum der Freiheit Hüter.
Denn wer unfrei ist, ist – tot.