Im Wartezimmer

Wir sitzen wie im Wartezimmer
Und warten auf die neue Zeit
Und ungeduldig fragt man immer:
Ist es noch immer nicht so weit?

Und ab und zu hört man Geräusche
Und man horcht auf und denkt sich: Halt,
Wenn ich mich nicht gewaltig täusche,
Öffnet sich diese Türe bald.

Es hängt nur noch an einem Haare,
Dass es ganz gründlich anders wird,
Doch haben wir im Lauf der Jahre
Uns allzu häufig schon geirrt.

Kein Wunder, daß wir resignieren,
Nachdem zerrann so mancher Traum
Und dass wir oft den Mut verlieren
In unsrem öden Warteraum.

Wir wagen fast nicht mehr zu hoffen,
Dass diese Zeit ein Ende nimmt
Und doch, einst springt die Türe offen,
Jawohl, ich weiß es ganz bestimmt.

Es ist ein Augenblick der Weihe,
Denn vor uns steht die neue Zeit
Und sagt: Jetzt seid ihr an der Reihe,
Zeigt nun, wes Geistes Kind ihr seid.

 

 

[Lesung: Robert Dölle]

Transkription: Thilo von Debschitz