1. Jahrgang, Nr. 3, Seite 9
1. Jahrgang, Nr. 3, Seite 10

Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Die „Privilegierten“

Alles ist schrecklich relativ,
Verrückte in ihren Anstalten
Denken meist mit schwerem Kummer,
Dass andere verrückt sind und sie selbst erleuchtet.

Die Affen in ihren
Sehen sie uns durch ihre Gitter gaffen,
Finden uns nicht besonders schön,
Und sagen zu sich selbst, was sind das für Affen?

Ein Nazi schreibt von der Ostfront,
Wir sind doch sicher zu beneiden,
Und die Niederlande sind nicht gut bei Verstand,
Dass sie sich nicht zu unserem System bekennen wollen.

Wir haben Führer und Ideal,
Wofür wir zu Hause und an der Front kämpfen,
Eine Weltanschauung wie aus Stahl,
Die dem Land eine neue Zukunft schaffen wird.

Was hat er, der mit schwarzem Gesicht
Passiv die neue Zeit beobachtet,
Frohgemut tun wir unsere Pflicht,
Wir tun unsere Pflicht mit Stift und Schwert und Spaten.

Ist diese kleine Aufgabe einst geschafft,
Dann werden die anderen sicher bereuen,
Dass sie sich, als alles noch nicht fertig war,
Nicht bereits für -Prinzipien eingesetzt haben.

Wir haben es doch wirklich gut,
Es bleibt für uns nichts zu wünschen übrig.
Und ich sage sofort  frohgemut,
Wir sind doch wirklich privilegierte Menschen.

Ja, mein Freund, die Arbeit wird erledigt,
Aber anders, als ihr es erwartet,
Die Freiheit, die du mit Füßen getreten hast,
zertrampelt euch mit beispielloser Macht.

Du bist voreilig, junger Schnösel,
Würdest du auch nur etwas weiter schauen,
Dann würde das Schicksal, dem du entgegenfieberst,
Dir sicher nicht mehr als so „privilegiert“ erscheinen.

Lektorat: Elke Eikmeier