Jacques Doriot, der Führer der Parti Populaire Français (P.P.F.), bringt seinen Anhängern den Gruß seiner Bewegung, eine Geste, die „En avanti!“, „Vorwärts!“ bedeutet.
Ende 1916 wird er Mitglied der Sozialistischen Partei. Er gehört zum radikalen Flügel, der für die Unabhängigkeit von der Internationalen kämpft.
Er spricht auf sozialistischen Versammlungen und ist ein entschlossener Kämpfer, dem die Methoden seiner Partei bald zu schwach und inkonsequent sind. Dann wechselt er zu den Kommunisten. Nach einer Studienreise durch die Sowjetunion und einem sechsmonatigen Aufenthalt in Deutschland wird er 1923 Generalsekretär der Kommunistischen Jugendorganisation. Nach einigen Monaten politischer Haft wird er Abgeordneter. 1936 weigert er sich, auf Befehl von Thorez nach Moskau zu gehen, und wird aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Kameraden, die ihn in seinem Kampf gegen Moskau unterstützt haben, bleiben ihm treu und gründen mit ihm die Parti Populaire Français, mit der Aufgabe, „die kommunistische Verschwörung gegen den internationalen Frieden, den sozialen Frieden, die Zivilisation und die menschliche Würde zu vernichten“. Sein soziales Programm lautet: Dem Kapital seinen Platz, aber nicht mehr als sein Platz; der Arbeit ihren Platz, aber ganz ihren Platz.“ Nach dem Waffenstillstand stellt er seine Organisation der neuen Ordnung des Marschalls zur Verfügung. Am 22. Juni 1941 bringt er die Idee eines französischen Freiwilligenlegion auf. Kurz darauf tritt er selbst dieser Legion bei. Im Winter 1941-1942 kämpft er an der Ostfront. Vor kurzem ist er ein zweites Mal in den Osten gereist, inzwischen zum Leutnant befördert. „Doriot au pouvoir“ steht auf einer Wand geschmiert: „Doriot an der Macht!“ „Au pouvoir“ wurde jedoch von Gegnern durchgestrichen und in „au poteau“ geändert: „an den Galgen“. – 15-2-44
Nicht von dem Leben Père Goriots
Und Balzacs „Tolldreisten Geschichten“*
Ich will euch heute von Doriots
Tolldreistem Lebenslauf berichten.
In allen Sätteln ist gerecht,
Auf allen Märkten ist zu Hause
Monsieur Doriot und gar nicht schlecht
Mausert er sich stets ohne Pause.
Mit allen Hunden ist gehetzt
Mit allen Wassern ist gewaschen,
Herr Jacques Doriot, man sieht ihn jetzt
Aus Hitlers Futterkrippe naschen
Politisches Chamäleon
Macht stets er eine neue Wendung
Und immer wieder kam er schon
Mit einer immer neuen Sendung.
Jacques Doriot kann in kurzer Frist
Sein Weltbild gründlich umgestalten,
Ursprünglich war er Sozialist,
Er hat’s nicht lange ausgehalten.
* Der Titel ist eine Anspielung auf zwei Buchtitel des Honoré de Balzac: „Père Goriot“ und „Tolldreiste Geschichten“, die im übrigen mit dem Inhalt nichts zu tun haben.
Die Sozis waren ihm zu schlapp
Das kann man schließlich noch verstehen,
Und darum fiel Jacques Doriot ab,
Man sah ihn schleunigst übergehen
Zum Kommunismus. Radikal
Schwenkt Jacques Doriot die rote Fahne,
Kämpft wütend gegen’s Kapital
Gebärdet sich als Partisane.
Er macht die wahre Politik
Monsieur Doriot weiß alles besser,
Er ist der Hyperbolschewik
Und ist Kapitalistenfresser.
Und Vater Doriot klimmt empor
Auf der Carriere hoher Leiter
Und überall tritt er hervor
Er kennt ein Ziel nur: Immer weiter.
Prinzipientreue ist ihm fremd,
Die überlässt Doriot den andern
Den Glauben wechselt er wie’s Hemd
So sieht man ihn stets weiterwandern,
Ahasverus der Politik,
Jacques Doriot, der große Schlager,
Er geht durch dünn, er geht durch dick
Vom einen in das andre Lager.
Das kommunistische Ideal
Hat Doriot sehr bald abgeschworen
Und hat sein Herz sehr radikal
An den Faschismus dann verloren.
Der rote Maire von Saint-Denis
Schuf eine eigene Bewegung
Er ist ihr „Führer“, leitet sie
Und reguliert ihre Erregung
Sein Hass gegen das Kapital
Erscheint erheblich nun geglättet
Die Industrie, sie weiß nun mal
Wie man solch Leute an sich kettet
Nach Hitlers Vorbild propagiert
Er Nazivolksgemeinschaftsphrasen
Er hat nur wen’ge fasziniert
Mit seinem Locken, seinem Rasen.
Die Doriot-Gruppe blieb recht schwach,
Denn Frankreich ist sehr demokratisch,
Und alles was Herr Doriot sprach
War den Franzosen unsympathisch
Dann brachte Hitler an die Macht
In Frankreich die Verräterkreise
Und über Frankreich ward es Nacht
Man macht Reklame mit ‘nem Greise,
Der wie einst Deutschland Hindenburg
Frankreich aus seiner Not errette
Man prophezeit die Rettung durch
Marschall Pétain, die Marionette.
Es herrscht das Zechenkapital,
Es herrscht die Sippe der de Wendel
Und an der Strippe zieht Laval
Und macht mit Hitler seine Händel.
Und da Doriot so manchen Frank
Von dieser Firma hat erhalten
War er verpflichtet nun zum Dank
In diese Front sich einzuschalten.
Zusammen mit dem Kapital
Will er die neue Ordnung finden
„Für Frankreich, pour le maréchal“
So hört man plötzlich ihm verkünden.
Und da Frankreichs Großbourgeoisie
Vor ihrem nahen Ende zittert
Und in der Hitlertyrannie
Für sich noch einen Aufschub wittert,
Muss der famose Doriot
Für Hitler jetzt Franzosen werben,
Mit Propaganda und Hallo
Lässt sich’s so schön in Russland sterben
Doriots Carriere ist enorm,
Soll man nun lachen oder weinen,
Sieht man in deutscher Uniform
Als Hitlerleutnant ihn erscheinen.
Ob es die letzte Rolle ist,
Verschwindet Jacques bald von der Bühne?
Ich bin nun mal ein Optimist
Und glaube in die nahe Sühne.
ZOZ.
Jacques Doriot, Führer der Partij Populaire Français, bei seiner zweiten Abreise an die Ostfront, als Leutnant der Französischen Freiwilligenlegion. Er trägt das Eiserne Kreuz II, das er während des Winterfeldzugs 1941–1942 erlangt hat. – 19-2-44