1. Jahrgang, Nr. 13

Zur Einführung

Im Gedicht Benzinlegende thematisiert Curt Bloch die Umkehr von Wahrheit. Nach dem Ersten Weltkrieg habe die deutsche Propaganda die Dolchstoßlegende erzählt und die eigene Schuld „finsteren Mächten“ oder wahlweise den Juden, Marxisten, Jesuiten, Freimaurern oder Briten zugeschoben. Nach dem Sieg der Alliierten über Generalfeldmarschall Erwin Rommels Afrikakorps im Jahr 1942 werde nun eine Benzinlegende erzählt: Die Niederlage der deutsch-italienischen Panzerarmee sei allein auf Benzinmangel zurückzuführen, verursacht durch italienischen Verrat. Aber Bloch ist sich sicher, dass Lügen die drohende Niederlage nicht mehr abwenden können: „Ihr habt das Spiel verloren.“

Im Angesicht der schweren deutschen Verluste und britischen Bombenangriffe versucht Joseph Goebbels, das deutsche Volk in Sicherheit zu wiegen: „1943 ist kein 1918.“ Anders als im Ersten Weltkrieg sei man stärker und werde bis zum Letzten kämpfen. Doch Curt Bloch bemerkt in der Ansprache des Reichspropagandaleiters ungewohnte melancholische Untertöne. Er deutet sie als Vorzeichen einer Götterdämmerung und „naher Grabestiefe“.

Das Gedicht Dreimächte-Konferenz zeigt Curt Blochs Ungeduld mit der englischen Kriegsführung. Der Titel bezieht sich auf die Treffen der Außenminister Cordell Hull (USA), Wjatscheslaw Molotow (Sowjetunion) und Anthony Eden (Großbritannien) im Herbst 1943. Die drei Staatsmänner sind auch auf dem Titel dieser „Onderwater-Cabaret“-Ausgabe abgebildet.  Während die Russen genau wüssten, was zu tun sei, würden die Briten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, bemängelt Bloch. Man solle nicht mehr lange konferieren, sondern den Worten endlich Taten folgen lassen.

Da sich das aktuelle Kriegsgeschehen zu Ungunsten der Deutschen entwickelt, verweist ihre Propaganda zur Stärkung der Kampfmoral auf frühere Überraschungserfolge. Vom Blitzkrieg in Polen bis zur Befreiung Mussolinis habe man durch Husarenstreiche geglänzt. Doch damit, meint Curt Bloch, „gewinnt man nicht den Krieg. Das Hakenkreuz muss weichen und unser ist der Sieg.“

Goldenen Berge“ stellte Joseph Goebbels den Millionen Deutschen in Aussicht, die kriegsbedingt in Armut und Obdachlosigkeit lebten. Doch das „Traumbild vorzugaukeln“ von Wohlstand und Erfolg verfing bei dieser Zielgruppe nicht mehr. Das Volk sei die schönen Worte von Goebbels satt, schreibt Curt Bloch. Man erkenne ihn nun als „den Bösen und hoffe, dass von seinen Schmuß uns bald man wird erlösen.“