2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 11
2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 12
2. Jahrgang, Nr. 17, Seite 13

Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

„Ça va bien …“

Stabile Lage in Ungarn.
Der Zustand in Ungarn wurde gestern in der Wilhelmstraße als stabilisiert erklärt. Es gibt keine Anzeichen für chaotische Zustände, die laut Behauptungen des Feindes in Ungarn herrschen sollten. Die Neuorganisation der Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland hat zu einer allgemeinen Entspannung im südöstlichen Europa sowie zu einer Stärkung der Bereitschaft in dieser Region beigetragen. Es ist die Pflicht des ungarischen Volkes, so wurde weiter erklärt, mit verräterischen Elementen abzurechnen. Die ungarische Presse lässt keinen Zweifel an der Haltung der Nation gegenüber diesen Elementen. Szendy, der Bürgermeister von Budapest, ist gestern zurückgetreten. Nach Angaben der ungarischen Telegraphenagentur hat die Regierung die unabhängige Partei der Kleinbauern, die ungarische sozialdemokratische Partei und den Bauernbund aufgelöst. – 30-3-44

In der gestern veröffentlichten ungarischen Regierungserklärung heißt es unter anderem:
Unser Land unterhält treue Bündnis- und traditionelle freundschaftliche Beziehungen zum Großdeutschen Reich, doch kämpft es mit seinen heldenhaften Soldaten auch jetzt im uns aufgezwungenen Schicksalskampf Schulter an Schulter in alter Waffenbrüderschaft gegen den gemeinsamen Feind. Für den Erfolg der gemeinsamen Sache und des gemeinsamen Kampfes ist es absolut notwendig, dass die ungarische Nation an der Seite ihres Verbündeten all ihre Kräfte einsetzt, auch in diesem Kampf, der unser Schicksal bestimmt, auf Leben und Tod. Dies ist eine klare Sprache, die sich stark von den halbherzigen und zweideutigen Äußerungen unterscheidet, auch von offizieller Seite, die das ungarische Volk seit einiger Zeit in Verwirrung brachten. In Ungarn ist der Untergrabung der nationalen Kraft und des nationalen Interesses ein Ende gesetzt. Drei Judenverordnungen wurden erlassen, die endlich den für Ungarn so verhängnisvollen jüdischen Einfluss in den Kernbereichen angreifen. Parteien wurden aufgelöst und Zeitungen, die das Landesinteresse gefährden, verboten. Insbesondere Ungarn, aber auch Rumänien, Finnland und andere Staaten, kommen jetzt, da „Stalin vor den Pforten steht“, dazu, all ihre Kräfte zu bündeln und sich den germanischen Armeen anzuschließen. – 3-4-44

Der erste Terrorangriff auf Budapest – 4-4-44

Auch Ungarn erhält nun seinen Teil des Luftkriegs. Gestern griffen Formationen amerikanischer Flugzeuge Budapest an und trafen dabei mehrere Viertel schwer. Aus Budapest wird berichtet, dass die englisch-amerikanischen Luftangriffe dort einen viel größeren Eindruck hinterlassen haben als die sowjetischen Luftangriffe im September 1943. Budapest wird evakuiert. – 6-4-44

Es läuft wohl gut
Liest man nun in den Zeitungen,
Es läuft wohl gut in Budapest,
Denn Ungarn folgt den deutschen Pfaden,
Und alles läuft dort hervorragend.

Kein Widerstand und keine Opposition
Breiten sich in Ungarn aus,
Man nimmt es mit einem Lächeln zur Kenntnis,
Weil man es besser weiß.

Bürgermeister Szendy ist zurückgetreten
Und Budapest ist nun ohne jetzt,
Man liest die Tatsache und rätselt nur über den Grund,
Das Leben ist kein Csárdás-Tanz.

Drei Parteien wurden ebenfalls aufgelöst,
Weil es Hitler so gefiel,
Dennoch fand man in der Zeitung
Die Lage ist stabil.

In Budapest ist alles in bester Ordnung,
Ja, alles ist hier gut beieinander,
Und wer die Ordnung und Ruhe stört,
War natürlich kein Ungar.

Es waren wie überall die Juden,
Ihre Intrigen sind jedoch vorbei,
Auch die ungarischen Juden wird man töten,
Denn nur dann wird alles gut.

Nun fallen auch auf Budapest die Bomben,
Ungarn erleidet viele Katastrophen,
Diejenigen, die sich darüber beschweren,
Schickt man ins Konzentrationslager.

Wie in allen deutsch besetzten Ländern,
Läuft es jetzt auch in Budapest,
Es läuft dort gut, ein Leckerbissen,
Jawohl, es läuft dort hervorragend.

Lektorat: Marloes Abeling