2. Jahrgang, Nr. 19

Zur Einführung

In seinem Gedicht Der Zuluhäuptling greift Curt Bloch zeittypische rassistische Stereotype auf und wirft sie auf die nationalsozialistische „Brüderschaft der Edelrassen“ zurück. Hitler, dessen fliehende Verbrecherstirn eines Kannibalen würdig sei, führe sich auf wie die blutrünstigen Zulukönige Chaka (Shaka, 1787–1828) und Dingaan (1795–1840). Mit deren irreführender Mentalität wiege er die umliegenden Staaten – aktuell die niederländische Königin – in trügerischer Sicherheit und degradiere die deutsche Bevölkerung zum „Negerstamm“. (Mit dem Wort „Neger“ wurden früher Personen mit dunkler Hautfarbe bezeichnet. Es gilt heute als abwertende, rassistisch diskriminierende Bezeichnung und wird daher nicht mehr verwendet.)

Deutschland kämpft für Europa!“ behauptete der Österreicher Arthur Seyß-Inquart (1892–1946), NS-Reichskommissar in den Niederlanden, in seiner Rede zum Geburtstag des „Führers“. Curt Bloch fällt auf, dass die Nationalsozialisten ihr europäisches Herz erst entdeckten, als es für sie schief lief. Dass sie nun versuchen, sich mit vorgetäuschter Selbstlosigkeit bei ihren Nachbarn einzuschmeicheln, deutet er als verzweifelten Versuch, die „Hitler-Sonnenfinsternis“ noch abzuwenden.

Auf der Titelseite dieser OWC-Ausgabe kündigt Curt Bloch eine besondere Darbietung an: Winston Churchill als der Conferencier. Der britische Premierminister, ein routinierten Player auf der politischen Bühne, verspricht als „Ouvertüre“ zum Kriegsschauspiel einen Luftangriff der westlichen Alliierten, gefolgt von einem „Seemannsstück“. Gespannt erwartet das Weltpublikum und insbesondere der bange Hitler auch die Auftritte der „Alligatoren“ (gleichnamige Amphibienfahrzeuge) und „Büffel“ (ausschließlich aus afro-amerikanischen Soldaten bestehende 92. Infanteriedivision) – und letztlich „des Krieges Happy End“.

Den Text Göring schnuppert am Benzin schrieb Curt Bloch zu einem Foto von 1939, auf dem der Generalfeldmarschall ein neu entwickeltes synthetisches Benzin begutachtet. Bloch blickt zurück auf diesen Moment kurz vor Inbetriebnahme der „Kriegsmaschine“, für die Göring Treibstoffe „in rauen Mengen gehamstert“ habe. Doch statt eines siegreichen Blitzkriegs „kam ’ne neue Phase“, an Benzin herrsche nun Mangel und „Göring reibt seine Nase.“