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Die „Reichsschulen“

Was bedeutet: Reichsschulen?
In Deutschland wurden seit 1933 in verschiedenen Regionen Reichsschulen unter dem Namen „Nationalpolitische Erziehungsanstalten“ (NPEA) gegründet. Der Begriff Reichsschule wurde erstmals außerhalb Deutschlands verwendet und wird wahrscheinlich auch in Deutschland übernommen, da er den Zweck und die Bedeutung dieser Einrichtungen so treffend wiedergibt. Neben den Niederlanden gibt es derzeit auch zwei Reichsschulen in Flandern und eine in Norwegen. – 2-6-44

Die Reichsschule ist keine deutsche, sondern eine Großgermanische Angelegenheit, und deshalb haben auch wir Niederländer alles damit zu tun! Der Maßstab, der bei der Auswahl und Auslese angelegt wird, ist folgender: Die Jungen müssen körperlich und geistig, charakterlich und erbgesundheitlich über dem Durchschnitt liegen. Reinerbigkeit ist der Grundstein, auf dem aufgebaut werden muss, und in dieser Hinsicht ist unser Volk mit seinem starken Nordrasseeinschlag in der Lage, einen bedeutenden Beitrag für die Reichsschulen zu leisten! In äußerlichem und innerlichem Auftreten, Blick und Gestalt müssen die Jungen zu den besten Vertretern unseres Volkes gehören. In enger Verbindung damit stehen die hohen Anforderungen, die an die körperliche und geistige Erbgesundheit der jungen Kandidaten gestellt werden. Haltung und Gang, Blick und Ton, bei Sport und Spiel, Untersuchung und Befragung verraten dem Erzieher in dieser Zeit der Auswahl und Probe, welcher Charakter in dem Jungen steckt. Und kommt später etwas Niedriges oder Gemeines zum Vorschein, so werden alle seine Verdienste auf dem Gebiet des Studiums, des Sports und anderer Bereiche ihn nicht vor der Entfernung von der Schule bewahren. Wer jemals lügt, wird unwiderruflich entlassen! – 3-6-44

Der deutsche Übermenschentraum
Grassiert in manchen Lehrerhirnen,
Die Gegenwart entspricht ihm kaum,
Jedoch in ihren weichen Birnen

Reden sich diese Kerle ein,
Sie könnten Übermenschen züchten
Germanisch-edel, rasserein
Und weil sie’s glauben, drum errichten

Sie „Reichsschulen” für Geist und Sport
In den vom Reich besetzten Ländern
Als wahren Nazi-Kinderhort
Und wollen dort den Schüler ändern

Charakterlich und körperlich
Zum Idealtyp des Germanen
Und frei von jedem Rank und Schlich,
Von Leib und Seele gleich den Ahnen

Blauäugig will man dort und blond
Entwickeln ein Geschlecht von Recken
Man will für Heimat und für Front
Den Führernachwuchs dort entdecken.

Die deutsche Vollblutedelzucht
Arbeitet an der Führerrasse,
Sie kontrolliert, sie untersucht,
Sie hebt die besten aus der Masse.

Von rankem Hochwuchs muss man sein
Und körperlich frei von Gebrechen,
Wer dunkelhaarig ist und klein,
Kommt nicht zu diesen Wissensbächen.

Er bleibt verbannt und darf sich nicht
An der Germanenquelle laben,
Weil er ihr rassisch nicht entspricht,
Ihm fehlen diese hehren Gaben

Doch ist abhängig der Verbleib
In solchen Rassezuchtanstalten
Nicht nur von dem german’schen Leib,
Doch auch vom seelischen Verhalten

Man muss dort edel sein und gut
Und hilfreich, nicht listig verschlagen,
Offen und ehrlich und voll Mut,
Bereit Verantwortung zu tragen.

Die Lüge ist verfemt, gehasst
Und wird gestraft mit aller Schwere,
Wer einmal lügt, der wird geschasst,
Für ihn ist’s aus mit der Karriere

Der Göbbels ist schon viel zu alt
Dacht ich beim Lesen dieser Thesen,
Sonst wär für solche Reichsanstalt
Er der Idealschüler gewesen.

Denn er ist blond und groß und grad’,
Ideal der Nazipädagogen
Und dann das Wichtigste: er hat
In seinem Leben nie gelogen …

Transkription: Thilo von Debschitz